Die DDR in Bildern: Fotos von der Wende

Im Kolkmannhaus ist bis zum 16. Juni eine Ausstellung der MV-Foto Schwerin in Zusammenarbeit mit der Bergischen Kunstgenossenschaft zu sehen.

Elberfeld. 327 Tage lagen zwischen dem Mauerfall und der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990. Impressionen dieser Zeit und zeitlose Beispiele aus den Jahren zuvor und danach sind im Kolkmannhaus an der Aue in Elberfeld zu sehen. In Zusammenarbeit mit dem MV-Foto Schwerin zeigt die Bergische Kunstgenossenschaft (BKG) die Ausstellung „Wende DDR Zeit“. Bilder der Fotografen Harry Hardenberg, Axel Heller, Walter Hingaus, Bernd Lasdin und Gerhard Weber werden unter dem Titel „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“ präsentiert.

Noch immer sucht Hingaus nach Grenzresten: „Oft findet man jetzt Teile des Grenzzauns privatisiert — zum Beispiel als Gartenzaun.“ Von der Ostseeküste bis zum Elbende reiste der Schweriner die Grenze, hielt viele Momente in seinen chronistisch-genauen Fotos fest. Die notwendigen Passierscheine sind zwar nicht abgebildet, dafür berichtete er bei der Vernissage am Pfingstsonntag von den „Grenzschneisen, die immer bestens geharkt waren, damit man jede Fußspur verfolgen konnte.“

1941 in Neubrandenburg geboren, wurde der gelernte Maschinenschlosser zunächst Inspizient am Theater, ehe er aus seiner „Liebe zum Fotografieren“ seinen Beruf machte. „Im Fokus steht immer der Mensch“, stellte der BKG-Vorsitzende Harald Nowoczin in seiner Einführung fest. „Nicht nur optisch-visuell, sondern als Faktor für Veränderungen.“

Harald Nowoczin, BKG-Vorsitzender über die Fotoausstellung

Wie der Fall der Mauer ökonomische Strukturen, aber auch Familien veränderte, zeigen Hingaus Bilder. Sie repräsentieren viel der vergangenen DDR-Kultur. Befreit und wenig prüde wurde splitterfasernackt an der Ostsee geurlaubt. Bereitwillig und mit einem offensichtlich guten Gefühl für sich selbst und den eigenen Körper posierten FKKler als Sonnenanbeter und Badenixen, wie Hingaus’ Bilder zeigen.

„Ich bin gebürtige Schwerinerin“, begründete Elisabeth Preis ihren Vernissagebesuch. „Ich bin beeindruckt“, kommentierte sie die Bilder. Das Kennzeichen D als Sinnbild ist dort ebenso zu sehen, wie eine Mauer, auf der in Großbuchstaben „Lasst euch nicht verkohlen“ inklusive Graffiti des Einheitskanzlers Helmut Kohl abgebildet sind. „Für viele ist die DDR ein Land, für das man zahlen muss und nichts davon hat“, verwies Hingaus auf einen gewissen Wessi-Unmut. Seine Bilder und die seiner Kollegen zeigen andere Facetten.

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