Die Bahn lässt in Wuppertal lieber andere bauen

Das historische Empfangsgebäude und Nebengebäude des Hauptbahnhofes stehen zum Verkauf. Stadtkämmerer Slawig schließt Kauf durch die Stadt aus.

Die Bahn lässt in Wuppertal lieber andere bauen
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Nachdem die Stadt Wuppertal über Jahre von der Bahn AG ein Entwicklungskonzept für das historische Bahnhofsgebäude gefordert hatte, zieht sich die Bahn nun aus dem Projekt zurück und bietet das Haupt- und Nebengebäude zum Verkauf an. Laut einem Schreiben des NRW-Konzernbevollmächtigten Werner Lübberink an Oberbürgermeister Andreas Mucke beabsichtigt die Bahn, erste Gespräche über den Verkauf mit der Stadt und den Wuppertaler Stadtwerken zu führen. Das ist aus Sicht der Stadt ein schwacher Trost, denn bis zuletzt war man davon ausgegangen, dass die Bahn die Sanierung und Modernisierung der städtebaulich bedeutenden Immobilien selbst übernimmt.

Mehr als 300 Millionen Euro werden aus öffentlicher und privater Hand in den neuen Döppersberg investiert. Daher ging die Stadt bisher fest davon aus, dass die Bahn AG, die ein modernes Umfeld für ihren Hauptbahnhof erhält, ihren Teil der mündlichen Abmachungen — schriftliche Vereinbarungen zur Beteiligung am Umbau des Döppersbergs gibt es nicht — erfüllen würde. Doch diese Hoffnungen sind geplatzt. Während die Stadt für die aufwendige Sanierung der Fassade des Bahnhofsgebäudes aufkommen muss, ist zurzeit völlig offen, wer den großen Rest der Sanierung und Modernisierung übernimmt — und wann diese Arbeiten abgeschlossen sein werden.

„Die Stadt wird definitiv das Gebäude und die Nebengebäude nicht kaufen, weil wir uns das finanziell nicht leisten können und wir nicht über das Know-how bei der Umsetzung eines solchen Projektes verfügen. Ich finde es sehr bedauerlich, dass die Bahn das Gebäude nichts selbst entwickelt, während sie in andere Hauptbahnhöfe Milliarden investiert“, sagt Stadtdirektor Johannes Slawig.

Damit liegt der Ball im Feld der Wuppertaler Stadtwerke. Der städtischen Tochter hat die Bahn AG ebenfalls ein „Vorkaufsrecht“ eingeräumt. „Die Talstation ist ein zentraler Eckpfeiler des Seilbahnprojektes. Vor diesem Hintergrund ist die jetzt auch offiziell erklärte Bereitschaft der Bahn, das Gelände zur Verfügung zu stellen, ein ganz wesentlicher Meilenstein zur Realisierung dieses Zukunftsprojekts für Wuppertal und die WSW. Gewissermaßen ein kleines vorgezogenes Weihnachtsgeschenk der Bahn an Wuppertal“, sagt Andreas Feicht, Vorsitzender der Geschäftsführung der WSW.

Allerdings will die Bahn die Immobilien nur als ein Paket verkaufen, das auch das Empfangsgebäude beinhaltet, das mit hohem Aufwand entkernt und modernisiert werden muss. „Die WSW müssen die Wirtschaftlichkeit sehr sorgsam prüfen. Wir werden die WSW nicht dazu verpflichten, für uns Stadtentwicklung zu betreiben. Es muss sich rechnen“, sagt Kämmerer Slawig. „Wir gehen davon aus, dass wir im Frühjahr entscheidungsfähig sind, bei einem so zentralen Thema geht Genauigkeit vor Geschwindigkeit“, beschreibt Feicht den Zeitrahmen.

Sollten weder die Stadt noch die WSW ihre Optionen ziehen, wird die Bahn ein Investorenverfahren anschieben. Einer der Interessenten könnte die Clees-Gruppe sein, die in der benachbarten Bahndirektion das City Outlet Wuppertal baut. Sollte ein privater Investor zum Zuge kommen, wären die Seilbahnpläne von diesem Investor abhängig, der entscheiden müsste, ob eine Seilbahn in sein Konzept passt.

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