Pina Bausch Zentrum Die Angst vor dem kulturellen Leuchtturm

Ist das Pina-Bausch-Zentrum ein Motor für Stadtentwicklung? Experten diskutierten.

Pina Bausch Zentrum: Die Angst vor dem kulturellen Leuchtturm
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Prof. Klaus Overmeyer hat eine Sorge: Dass das Pina-Bausch-Zentrum (PBZ) ein „musealer Leuchtturm auf der Insel“ wird. Der Stadtentwickler und Professor für Landschaftsarchitektur hat imSchauspielhaus an der Bundesallee 260 über das Pina-Bausch-Zentrum als Motor der Stadtentwicklung mitdiskutiert.

Auf Einladung der Stadt kamen Overmeyer, Prof. Johannes Busmann (Prof. für Mediendesign) und Isabel Finkenberger (Stadtplanerin und Architektin aus Köln) zusammen, um mit Christian Koch, Projektgeschäftsführer Pina-Bausch-Zentrum, vor Gästen aus Politik, Kultur und Wirtschaft zu reden. Die Diskussion fand zu einem Zeitpunkt statt, da der Betrieb der Einrichtung noch gar nicht sicher ist. Es fehlen noch Förderzusagen aus Bund und Land über zehn Millionen Euro pro Jahr.

In seinem Grußwort betonte Oberbürgermeister Andreas Mucke die Relevanz des Hauses und dass im Umfeld schon viel passiere — siehe Döppersberg, der auch der Eingang für die Besucher des PBZ sein wird. Er sagte, es sei entscheidend, im Umfeld aufzupassen, dass es architektonisch und inhaltlich stimme: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier gegenüber ein Aldi aufmacht.“

Die Anbindung an die Stadt war auch für die Fachleute ein entscheidender Punkt. Aber einer, für den bisher ein Fahrplan fehlt. Overmeyer sagte, er wünsche sich neben dem architektonischen Wettbewerb um den Neubau auch eine inhaltliche Debatte entstehe, wie das PBZ an die Stadt angebunden wird, wie die Initiativen der Stadt eingebunden werden können - „sonst ist das PBZ nur eine Hülle“.

Overmeyer begleitet auch die Innenstadtkonferenzen, die die Umgestaltung Elberfelds begleiten. Er ist im Thema und hat in einer Präsentation die Entstehung kreativer Quartiere erläutert. „Die entstehen dort, wo es Brüche gibt, wo die Stadt unfertig ist.“ Das gelte vor allem für die Hofaue, die quasi der Fußweg zum PBZ sein könnte. Overmeyer zeigte am Beispiel niederländischer Städte, wie die Mischräume für Kultur, Technologie, Kinder und Jugendliche attraktive Räume entstehen, die auch traditionelle Ökonomien anziehen. „Die sehen das als Boden für Innovation.“ Solche Räume würden Stadtplaner so nie planen, sagte er. Es gehe weniger um die Architektur, als um die Entwicklung der Stadt, um die Nutzung kreativer Potenziale, um Räume zu füllen und so einen Mehrwert zu schaffen.

Das erhofft er sich auch für das PBZ. „In den 90er Jahren haben Städte auf kulturelle Leuchttürme gesetzt. Heute haben viele verstanden, dass es um die Nachbarschaft geht und darum, miteinander zu arbeiten.“ So entstünden interessante Stadtviertel. Die Stadt müsse dabei die bestehenden Milieus einbinden.

Auch Johannes Busmann sieht die Hofaue als Anschlusspunkt für das PBZ und unterstrich, dass Leuchtturmprojekte scheitern, wenn sie sich von der Umgebung abgrenzen. Das sei schon bei dem alten Schauspielhaus der „einzige Schwachpunkt“ gewesen — es sei nicht eingebunden gewesen auf seiner Insel zwischen Wupper und B7. Er appellierte an die Stadt, die Hofaue zu fördern und eine „Erlebnisbeziehung“ zum PBZ zu schaffen.

Isabel Finkenberger lieferte Beispiele aus der Praxis. Sie arbeitet am Schauspiel Köln an der Verbindung zum angrenzenden Stadtteil.

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