Deshalb kommt Bewegung in den Immobilienmarkt

In jedem vierten der Ein- und Zweifamilienhäuser in Wuppertal ist der jüngste Bewohner mindestens 65 Jahre alt.

Deshalb kommt Bewegung in den Immobilienmarkt
Foto: Armin Weigel/dpa

Zum Ende des vergangenen Jahres standen in Wuppertal genau 31 304 Ein- und Zweifamilienhäuser. 1404 davon waren zum Zeitpunkt der Erhebung durch die Statistiker im Barmer Rathaus unbewohnt, das sind 4,5 Prozent. In knapp 7200 dieser Gebäude war der jüngste Bewohner im Betrachtungszeitraum mindestens 65 Jahre alt. Diese Erkenntnis hat nach Einschätzung der Wissenschaftler in den kommenden Jahren Auswirkungen auf den Immobilienmarkt in Wuppertal.

Derzeit sucht die Stadt händeringend mögliche Wohnbauflächen. Seitdem SPD und CDU im Rat die Verwaltung im vergangenen Jahr in einem gemeinsamen Beschluss aufgefordert haben, ein Flächenkataster mit bis zu 110 Hektar zu erstellen, ist reichlich Wasser die Wupper hinuntergeflossen. Die gewünschte Auflistung gibt es noch nicht. Als Grund wird Personalmangel angeführt. Dafür gibt es eine von den Grünen begonnene Diskussion darüber, ob Grünflächen verschont werden können, wenn innerstädtische Brachen reaktiviert werden. Auch auf diese Frage gibt es keine Antwort.

Dabei drängt die Zeit. Denn Wuppertals Bevölkerungszahl steigt. Allerdings macht sie das in einer Weise, welche die Stadt belastet. Während das Jobcenter Zuwanderung in die Sozialsysteme feststellt, die zu einem beträchtlichen Teil auch aus Finanzmitteln der Kommune gespeist werden, hat eine wissenschaftliche Studie im Auftrag der städtischen Quartierentwicklungsgesellschaft ergeben, dass bauwillige Mittelschichtfamilien Wuppertal verlassen. Ein Grund dafür ist fehlendes oder erschwingliches Bauland. Die umliegenden Landkreise, vor allem Ennepe-Ruhr, freuen sich seither über Neubürger, die nicht in die Sozialsysteme zuwandern.

Von daher kann die Erkenntnis der Statistiker hilfreich sein. Wenn fast 7200 Ein- und Zweifamilienhäuser von Wuppertalern bewohnt werden, die mindestens 65 Jahre alt sind, liegt die Annahme nahe, dass künftig Häuser freiwerden, weil deren Bewohner, die in der Regel auch die Eigentümer sind, barrierefreie Wohnungen, Seniorenheime beziehen oder sterben.

Das betrifft der Statistik nach mit fast 40 Prozent vor allem Häuser, die im Zeitraum von 1970 bis 1979 errichtet worden sind. Für den Immobilienmarkt in Wuppertal dürfte das in absehbarer Zeit eine Belebung bedeuten, die womöglich dazu führt, dass die Abwanderung des bürgerlichen Mittelstandes nachlässt. Für das lokale Handwerk ergibt sich mit großer Wahrscheinlichkeit eine noch bessere Auftragslage, die zu steigendem Arbeitnehmerbedarf führt.

An der Notwendigkeit, Land für die auch höherwertige Ein- und Zweifamilienhaus-Bebauung bereitzustellen, kommt die Stadt vermutlich dennoch nicht vorbei. Im Untersuchungszeitraum der Studie für die Quartierentwicklungsgesellschaft hatten mehr als 8000 Vertreter des bürgerlichen Mittelstandes Wuppertal vornehmlich in Richtung unmittelbares Umland verlassen. Neben sinkenden Anteilen an der Einkommenssteuer ging für den lokalen Handel damit auch ein Verlust an Kaufkraft einher.

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