Der Wunschpunsch wirkt wie ein Gift auf das Publikum

Das Familienstück nach einem Kinderbuch von Michael Ende feierte mit viel Ironie Premiere im Tic-Theater.

Der Wunschpunsch wirkt wie ein Gift auf das Publikum
Foto: Martin Mazur

„Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ hat es in sich, nicht nur wegen seines zungenbrecherischen Namens und seiner schwarzmagischen Wirkung. Michael Endes Kinderbuch aus den späten 80er Jahren — und das merkt man auch — ist eine wunderbar verrückte Geschichte. Doch bei aller Märchenhaftigkeit, hat Endes letzter vollendeter Roman eine ganz unzweideutige Botschaft: Umweltzerstörung ist diabolisch.

Das Theater in Cronenberg hat nun die Geschichte in einer Inszenierung von Thomas Gimbel zu einem konzentriert eindringlichen Kammerspiel werden lassen. Man kommt ohne viel Klamauk und Effekt aus, lässt die Charaktere und die Geschichte wie ein sanftes Gift langsam aber sicher auf das Publikum des Familienstücks wirken. Wird es bei sängerischen Einlagen (Musik: Stefan Hüfner) und einem ordentlichen Schuss Ironie auch immer wieder freiwillig-unfreiwillig komisch.

Das Bühnenbild (Jan Bauerdick) — eine mit unzähligen Symbolen, Formeln und Zeichen übersäte Tafellandschaft — verrät sofort, hier herrscht ein Giftmischer. Wobei Joachim Rettig, den geheimen Zauberrat Beelzebub Irrwitzer, derart reduziert spielt, dass man vor der Gewöhnlichkeit des Bösen erschaudern mag. Dies mag vielleicht auch an seinem erbärmlich lächerlichen Kostüm liegen. Wunderbar, die Kostüme — Carmen Fett. Nicht weniger lakonisch verkörpert Saskia Deer den satanischen Gerichtsvollzieher Maledictus Made, der im Auftrag von ganz unten, die diabolischen Schulden des säumigen Umweltzerstörers — just zu Silvester — einzutreiben geschickt wurde und so eine unaufhaltsame Reihe von Ereignissen in Gang setzt. Gebe es nicht Irrwitzers Kater Maurizio di Mauro — eigentlich Moritz und weder ein Sänger noch adeliger Abstammung — und Rabe Jakob Krakel in Diensten von Irrwitzers Tante, der Geldhexe Tyrannja Vamperl (Beril Erogullari), so wäre die Welt wohl verloren. Die beiden, insgeheim Spione vom hohen Rat der Tiere, werden ganz wunderbar verkörpert durch Michelle Ossowski (Kater) und Nadine Otto (Rabe). Schauspielerisch absolut auf den Punkt.

Einen Höhepunkt lieferte auch Benedict Schäffer als Sankt Silvester — auch hier ein großes Lob für das Tetris-Bischofs-Kostüm. Heilige Bürokratie pur.

Doch am Ende kann der Wunschpunsch in seiner Wirkung — doppelt verkehrt — machtlos gemacht werden und alles wird gut. Bravo. Nur schade, dass nicht noch mehr Kinder im Publikum saßen.

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