Der Weg durch internationale Wälder in das heimische Dorf

Die WZ umrundet mit bekannten Wuppertalern die Stadt. Der letzte Teil führt nach Vohwinkel.

Der Weg durch internationale Wälder in das heimische Dorf
Foto: Stefan Fries

Es ist eine kleine Reise um die Welt, wenn man mit offenen Augen auf dem Wanderweg rund um Wuppertal zwischen Wahlert und Roßkamper Höhe losgeht. Denn der Weg durchs Burgholz beginnt im Arboretum entlang der Impressionen aus Europa und streift später noch die Impressionen aus Asien. Aber um Bäume und Baumkunde soll es nicht gehen. Denn Mathias Conrads (60) ist kein ausgewiesener Baumkenner, wenn er auch in der Lage ist , sich für die Schönheit der teils riesigen Bäume und der atemberaubenden Landschaft im Staatsforst Burgholz zu begeistern. Ohne Schilder kann der Chemiker aber die wenigsten Bäume bestimmen.

Das Arboretum ist, auch ohne das Wissen um die Arten, etwas Besonderes. Auf rund 250 Hektar sind 100 verschiedene Laub- und Nadelbaumarten von fast allen Kontinenten zu finden. Es ist das größte Anbaugebiet mit fremdländischen Bäumen in Deutschland. Neben dem Wuppertaler Rundweg gibt es hier drei kurze Wanderwege, die durch verschiedene Themenwelten führen und Edeltannen und Riesenmammutbäume zeigen, ebenso wie Douglasien, die vor allem in Nordamerika zu finden sind, wie uns ein etwas ramponiertes Schild zeigt.

Rund um

Wuppertal

Conrads ist Vorsitzender des Vohwinkeler STV 1865/80 (VSTV), des größten Sportvereins im Wuppertaler Westen, und auf dem 13 Kilometer langen Abschnitt des Rundwegs um Wuppertal unsere Begleitung. Er kommt mit Wanderschuhen, Hose mit abnehmbaren Beinen und Hut bestens vorbereitet auf die Wanderung. Wobei der Hut nicht bloßes Wanderutensil ist, sondern ständiger Begleiter für Conrads. „Ich habe mittlerweile etwa 13 Stück“, sagt er. Hüte trägt er gerne. Conrads ist „Vohwinkeler Urgestein“, wie er selbst sagt, und auf diesem Abschnitt damit auf dem Weg nach Hause. Er kennt den Teil des Weges schon, wenn auch aus anderer Richtung, und ist ihn schon einmal entlang gewandert. Schon auf der ersten Höhe sieht er in Richtung Südwesten und zeigt an, wo Vohwinkel liegt.

Conrads sind die Berge hier nicht fremd. „Meine Eltern waren früher oft mit uns in den Wupperbergen unterwegs“, erzählt er von einer Zeit, als der „sonntägliche Großspaziergang“ noch zum guten Ton gehörte. Er mag die Landschaften, die Natur. Er erinnert sich an die Zeit, als Vohwinkel und Sonnborn noch nicht durch die Autobahn getrennt waren, spricht von dem schönen Tal mit Bachläufen und Teichen, die verschwunden seien. Seitdem sei Vohwinkel „arg gebeutelt“, der Verkehr häufig eine Belastung.

Hier ist dagegen nichts zu hören. Wir laufen vorbei am Waldpädagogischen Zentrum und kommen an aufgereihten toten Bäumen vorbei, die für Forschungszwecke dort liegen, um schließlich am Burgholzbach entlangzugehen. An einem der Stauteiche betrachten wir eine Entenfamilie und einen Reiher. „Das hier ist sicher künstlich angelegt“, vermutet Conrads. Conrads entdeckt eine Mauer, die er einem Kotten zuordnet und verknüpft so die Indizien. Die Teiche entlang des Bachs wurden tatsächlich aufgestaut, um Hammerwerke und Schleifkotten in der Frühindustrialisierung mit dem Wasser anzutreiben.

Am Nöllenhammer geht es den Burggrafenberg hinauf, die mit 282,8 höchste Erhebung im Burgholz — auch wenn es auf der Strecke etwas unter diesem Wert bleibt. In den dichten, an diesem Tag nebelverhangenen Wäldern kann man sich in einem Urwald wähnen. Bis man den Zimmerplatz erreicht und kurz darauf die Gaststätte Burgholz, die an der Sambatrasse zu einer Pause einlädt. Während Stammgäste auf das Lokal zulaufen, ruft der Wirt schon, ob es die üblichen dunklen Weizen sein sollen. Man kennt sich.

Während unten der Verkehr durch den Burgholztunnel führt, geht es oben zur Kaisereiche, die von Primanern des Elberfelder Gymnasiums 1871, im Jahr der Reichsgründung, zum Gedenken an eben diese durch Wilhelm I. gepflanzt worden ist.

Conrads selbst hegt eine engere Beziehung zu Kaiser Wilhelm II., der im Jahr 1900 Schwebebahn fuhr. Denn er durfte selbst einmal Kaiser Wilhelm II. spielen, Kaiserwagen fahren, danach in eine Kutsche steigen und durch Vohwinkel fahren. „Das war ein riesen Spektakel“ erinnert er sich an die Eröffnung der Endhaltestelle 2008.

Zur Schwebebahn hat er sowieso ein besonderes Verhältnis. Er wohnt direkt an der Linie und hat sogar ein Stück eines alten Pfeilers im Garten stehen. Mehr noch ist ihm aber an Vohwinkel gelegen, dem Ziel der Wanderung. Er spricht vom „Dorf“, wenn er von Vohwinkel spricht. „Meine Eltern wurden zur Zeit der Stadtgründung geboren. Die haben uns das noch so beigebracht, dass wir Vohwinkeler sind.“

Wenn es vor der Kaisereiche aus, vorbei am Kinderhospiz, in Richtung Wupper und L74 geht, zeigt er durch die Bäume hindurch schon runter in Richtung Klärwerk — auf Vohwinkeler Gebiet. Und wenn es über die Brücke über die L74 geht, atmet Conrads erleichtert auf: „Endlich Vohwinkel“.

Für die WZ heißt das: Wuppertal ist umrundet.

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