Der Taxi-Mörder von Müngsten ist wieder hinter Gittern

Eine bundesweite Großfahndung nach Nadiem M. ging am gestrigen Mittwochabend zuende. Der verurteilte Mörder stellte sich der Polizei. Während seiner Flucht soll er aber wieder zugeschlagen haben.

Wuppertal. Mehr als die Hälfte seines Lebens hat Nadiem M. in Heimen und Gefängnissen verbracht. Erst vor kurzem kam der in der DDR geborene 42-Jährige auf freien Fuß. Doch weil er bei einem unbegleiteten Freigang in Hamburg eine Frau niedergestochen haben soll, fahndete die Polizei in ganz Deutschland nach dem Mann. Am Mittwochabnend stellte er sich in Lübeck. M. wird als „äußerst gefährlich“ eingeschätzt.

Kein Wunder: Der 42-Jährige hat 20 Jahre im Gefängnis verbracht — wegen Mordes, begangen am Abend des 24. Oktober 1992 an der Wupper in Müngsten etwa 200 Meter von der weltberühmten Brücke entfernt. Das Opfer: Dagmar E., eine 33 Jahre alte Taxi-Fahrerin aus Wuppertal.

Im Urteil des Landgerichts — es wurde im März 1993 gesprochen — sind die Tatumstände geschildert: Demnach war Mahfouz in jenem Herbst nur nach Wuppertal gekommen, weil er bei einem seiner vielen Gefängnisaufenthalte einen Türken aus Wuppertal kennengelernt hatte.

Kurz nach der Haftentlassung verbrachte der damals 22-Jährige M. mit seinem Kumpel ein paar Wochen in der Stadt. Nach kaum einem Monat ging dem Duo das Geld aus. Die Männer fassten den Plan, ein Taxi zu überfallen. Eine Fahrerin sollte es sein — die würde sich nicht wehren. Sie stiegen bei Dagmar E. ein, ließen sich zur Müngstener Brücke fahren. Damals gab es dort noch das „Exit“. Die Disco nannten sie als Ziel.

Kurz nach der Ankunft in Müngsten schossen die Männer der Fahrerin mit ihren Gaspistolen ins Gesicht, nahmen ihrem Opfer die Börse ab. 160 D-Mark hatte Dagmar E. bei sich. Und: Sie lebte noch. Mahfouz und sein Komplize führten ihr Opfer an die Wupper, stießen die Frau auf Höhe des Wupper-Wehrs ins Wasser. Dagmar E. war noch bei Bewusstsein. Die Täter holten sie wieder ans Ufer.

Laut Urteil hat M. dann mit seiner Gaspistole auf die Frau eingeschlagen, sein jüngerer Komplize mehrfach zugestochen. Die Frau starb. Danach nahmen sich die Männer ein Taxi, fuhren zum Solinger Hauptbahnhof. Weil dort kein Zug ging, stiegen sie erneut in ein Taxi — diesmal in Richtung Wuppertal. Die Fahrten bezahlten sie mit dem Geld, das sie ihrem Opfer abgenommen hatten. In Elberfeld besuchten sie eine Freundin, erzählten von der Tat, wurden gefasst. Im Prozess vor dem Landgericht bekam M. lebenslang, sein Komplize die höchstmögliche Jugendstrafe von zehn Jahren. Horst Polnick, heute Chef der Wuppertaler Taxi-Zentrale und damals als Fahrer unterwegs, erinnert sich: „Am Begräbnis haben viele Fahrer teilgenommen. Wir waren alle am Boden.“

Während seiner Flucht hatte M. Wuppertal offensichtlich nicht als Ziel. Sein einziger engerer Kontakt ins Tal bestand damals zu jenem Komplizen. Der soll seine Strafe komplett verbüßt haben und mittlerweile in der Türkei leben.

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