Der lange Weg zum Glauben

Am Ostertag um 6 Uhr früh werden sieben erwachsene Wuppertaler ihre Taufe empfangen. Sie haben sich bewusst dafür entschieden.

Wuppertal. Die Taufe ist das Sakrament, das Christen gemeinhin auf der geringsten Bewusstseinsstufe erleben, als Kleinstkind ohne willentliche und wissentliche Beteiligung. Einerseits darf man sich gewiss glücklich schätzen, von Anbeginn in einer großen Glaubensgemeinschaft aufzuwachsen. Andererseits weiß jeder, der schon einmal als Erwachsener eine Taufe erlebt hat, um die besondere, bewegende Feierlichkeit dieses Augenblicks, den er bei sich selbst nun mal nicht erleben durfte.

Sieben Wuppertaler Bürger werden am Ostermorgen um 6Uhr ihre Taufe als Erwachsene empfangen. Sie stehen mit der Wahl des Zeitpunkts in einem alten Brauch, bei dem die Morgenröte des Osterfests als Symbol der Auferstehung gesehen wird.

Paul Drecker ist sich der Besonderheit dieses Ereignisses sehr bewusst. Seine Eltern hatten ihn nach der Geburt nicht taufen lassen, um ihm selbst die Entscheidungsfreiheit zu lassen. Seine drei jüngeren Brüder hingegen waren - einer späteren Überlegung der Eltern folgend - sehr wohl getauft worden.

Paul Drecker wuchs indessen in christlicher Tradition auf und besuchte den katholischen Religionsunterricht. Nach einem Schulwechsel fiel dann seine Entscheidung, sich taufen zu lassen. Wenngleich er im Zooviertel lebt, wählte er für den Ort der Taufe St. Laurentius, wo er bei Stadtdechant Bruno Kurth über ein Jahr hinweg in den katholischen Glauben eingeführt wurde. "Es ist eine sehr schöne Aufgabe, als Priester Erwachsene auf die Taufe vorzubereiten", sagt Kurth, der im Sommer eine weitere Gruppe begleiten und in den Glauben einführen wird.

Die Zahl der Erwachsenentaufen nähmen zu, wenn auch derzeit noch in bescheidenem Ausmaß. Auch der 26 Jahre alte Alban Imeri wird am Ostermorgen gemeinsam mit seinen beiden jüngeren Brüdern getauft. Er kam vor 15Jahren mit den Eltern aus dem heutigen Kosovo nach Deutschland. In seinem Herkunftsland habe aus politischen und religiösen Gründen nicht die Möglichkeit bestanden, die drei Kinder zu taufen.

Nun ist er glücklich, "von so einem Priester und in so einer Kirche" das Sakrament empfangen zu dürfen. Er habe aber in all seinen Jahren in Wuppertal immer schon am Gottesdienst in St.Laurentius teilgenommen. Neben die Freude rückt auch ein anderes Empfinden, das Kleinstkinder vor der Taufe nicht haben: "Ich werde langsam nervös."

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