Der Fremde neben mir

Szenische Lesung im Café Hutmacher befasste sich mit dem Schicksal der Flüchtlinge.

Der Fremde neben mir
Foto: Stefan Fries

Wer sind wir und wie wollen wir in Zukunft leben? Diese Frage hat auch zwei Jahre nach der Flüchtlingskrise nicht an Aktualität eingebüßt. Zu diesem Urteil konnte man zumindest am Sonntagabend angesichts der Resonanz auf die Lesung im Café Hutmacher im Bahnhof Mirke kommen: Mit rund 70 Gästen war die Veranstaltung ausgebucht. Die Veranstalter - neben Utopiastadt auch die Gesellschaft der Künstlerinnen und Kunstförderer (Gedok), Gruppe Wuppertal, und die Buchhandlung v. Mackensen - mussten noch schnell Stühle organisieren, damit alle sitzen konnten.

Das war aufgrund des Veranstaltungskonzeptes nötig, handelte es sich doch um eine szenische Lesung: Das hieß, dass die drei vortragende Schauspieler - Silvia Munzón López, Julia Wolff und Marco Wohlwend - zwischen den Zuhörern standen und von Pulten aus Beiträge aus dem Sammelband „Wie wir leben wollen. Texte für Solidarität und Freiheit“ rezitierten. Zudem wechselten sie ihre Standorte und beförderten jedes gelesene Blatt von sich. Wohlwend ließ die Blätter auf den Boden fallen oder gab sie einem Zuhörer in die Hand. Wolff bastelte aus Blättern Papierschwalben. Wohlwend kletterte auf ein Pult, um von dort zu lesen.

Etwa 25 junge Autoren sind in dem Sammelband vereinigt - darunter bekanntere Vertreter wie Jan Brandt, Stephan Thome oder Sasa Stanisic. Der aus Bosnien stammende Stanisic widmet sich in seinem Beitrag für den Sammelband den Erinnerungen an sein Leben als Jugendlicher in Heidelberg. Lucy Fricke schildert in ihrem Text von einem Urlaub in Griechenland, während gleich nebenan Menschen in Lebensgefahr über das Mittelmeer kommen, um in der „Festung“ Europa ein neues Leben zu beginnen. Was Fremdheit ausmacht und wie das Eigene im Angesicht des Fremden erlebt wird - all dies wurde durch die detaillierten und einfühlsamen Beschreibungen deutlich. bos

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