Der Clown als Suchender, der staunend durch die Welt geht

Musiktheater-Projekt unterhielt in der Riedel-Halle mit Clownereien, Tanz und Jonglage. Das Stück setzt auf Improvisation.

Der Clown als Suchender, der staunend durch die Welt geht
Foto: Gerhard Bartsch

Uellendahl. Beim Chinesen gibt es Glückskekse mit lebensphilosophischen Anregungen nach dem Essen, bei dem Musiktheater-Projekt „Die 10 Gebote des Clowns“ erhält sie jeder Besucher schon beim Gang zu den Sitzplätzen. Wie ein Glückslos werden sie dem Zuschauer in die Hand gedrückt — als Leitlinie und Inspiration für die gut einstündige Performance, die an diesem Abend in der Halle V von Riedel Communications folgt.

„Du sollst dich lautstark an allem begeistern“ lautet zum Beispiel Gebot fünf, „Um die Freiheit zu finden, sollst du die Beschränkung suchen“ ist Gebot sechs.

Eine „Revue für Streichensemble, Posaune und Perkussion sowie vier Darsteller“ steht am Samstagabend auf dem Programm. Das Musiktheater hat keinem festen Spielplan, setzt auf Improvisation und folgt den „10 Geboten des Clowns“, die von dem französischen Regisseur und Clowndarsteller Hervé Langlois formuliert wurden. Die Konzeption für das Stück hat die Wuppertaler Geigerin Gunda Gottschalk übernommen, für die Regie ist der langjährige Protagonist des Tanztheaters Pina Bausch, Jean Laurent Sasportes, zuständig. Zehn Musiker und vier Clowns/Akteure machen das Ensemble aus.

So frei und assoziativ wie die Szenen auf dem etwa zehn mal zehn Meter großen „Spielfeld“ ist auch die musikalische Begleitung, die sich an Musikstücken orientiert, die für Filme des italienischen Regisseurs Federico Fellini komponiert wurden. Darsteller und Musiker interagieren miteinander, Musik wird zu Bewegung, der Körper greift die Töne auf und bietet einen Resonanzraum.

Mit Jonglage, Tanzeinlagen und seinen Fahrkünsten auf dem hohen Einrad unterhält Felix Bürkle, der als einziger der vier Akteure keine rote Nase trägt. Die drei übrigen Darsteller — Luise Kinner, Mieke Stoffelen und Sasportes — sind da eher der clownesken Darstellungskunst verpflichtet, schmücken diese aber auch mit darstellerischen und tänzerischen Einlagen aus. Und ganz zum Schluss staffieren sie Bürkle auch noch mit einer ganzen Ladung roter Nasen aus.

Der Clown steht dabei als Suchender, der staunend durch die Welt geht und dem — wie einem Kind — jede Wahrnehmung zum Wunder wird. Da gibt es zum Beispiel ein Wettrennen zwischen einem Roller und einem Einrad, auf das sich Kinner und Bürkle einlassen. Später macht Kinner Anstalten, von einer etwa drei Meter hohen Bühne in ein Wasserglas zu springen: Erst im letzten Moment packt sie der Zweifel und sie verzichtet lieber auf den gefährlichen Sprung.

Und auf zwei zusammengeschobenen Couch-Elementen macht sich das Quartett schließlich auf eine vermeintliche Fahrt übers Wasser, das dann allerdings doch erstaunlich feste Balken hat. Zögernd verlassen alle vier das Floß/Boot und springen und tanzen auf dem nicht näher bekannten Untergrund.

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