„Der Bühnenbildner ist ein kompletter Allrounder“

Seit 30 Jahren gestaltet Laurentiu Nicolae Tuturuga die Bühnenbilder für das Wuppertaler Kinder- und Jugendtheater. Die WZ unterhielt sich mit dem Künstler über seine Arbeit.

„Der Bühnenbildner ist ein kompletter Allrounder“
Foto: Karola Brüggemann

Wuppertal. Laurentiu Nicolae Tuturuga ist ausgebildeter Bühnen- und Kostümbildner sowie freischaffender Künstler und entwirft seit 30 Jahren die Bühnenbilder für das Wuppertaler Kinder- und Jugendtheater. Die WZ unterhielt sich anlässlich des runden Geburtstages mit Tuturuga über seine Arbeit.

Herr Tuturuga, Sie haben an der Kunstakademie in Bukarest und der Kunstakademie in Düsseldorf die Fachrichtungen Bühnenbild, Malerei und Kostümgeschichte studiert. Was hatte sie veranlasst, diese Kunstrichtung einzuschlagen?

Laurentiu Tuturuga: Ich hatte zunächst das Kunstgymnasium in Sibiu (Hermannstadt) und dann in Bukarest besucht. Dort bin ich das erste Mal mit der Arbeit eines Bühnenbildners in Kontakt gekommen. Mich hat fasziniert, dass man als Bühnenbildner ein kompletter Allrounder sein muss. Das Bühnenbild ist eine vergängliche Form der Kunst, die nach einer Spielzeit nicht mehr benötigt wird - fast wie ein Happening. Diese Art der Kunst erklärt sich nicht sofort - sie entwickelt sich in Raum und Zeit. Das Bühnenbild ist Teil eines Theaterstückes, ohne Text und Schauspieler lebt es nicht.

Sie hatten nach Ihrem Studium Ausstellungen unter anderem in Köln, Dortmund, Duisburg und Wuppertal. Die Herstellung von Bühnenbildern ist über all die Jahre aber ein Schwerpunkt Ihrer Arbeit geblieben?

Tuturuga: Ich bin nach wie vor als freischaffender Künstler tätig - vor allem als Maler, Grafiker und Bildhauer. Meine Haupteinnahmen erziele ich aber durch die Aufträge für Theater. Außerdem bin ich auf dem Gebiet der byzantinischen Kirchenmalerei für die griechisch-orthodoxe Gemeinde in Wuppertal tätig.

Viele Bildende Künstler streben danach, mit ihrer Arbeit auf sich aufmerksam zu machen. Mit Ihrer Arbeit als Bühnenbildner stehen Sie eher im Hintergrund, ist das für Sie eine künstlerische Einschränkung?

Tuturuga: Ich verstehe die Arbeit im Theater als Teamleistung. Zudem bin ich durch die lange Bühnenarbeit sehr stark text- und gedankenfixiert. Ich kann nicht malen ohne Motivation. Man fängt ein Bühnenbild ja auch nicht an, indem man irgendetwas zeichnet, sondern liest zuerst das Stück.

Wie sind Sie damals nach Wuppertal zum Kinder- und Jugendtheater gekommen?

Tuturuga: Ich war noch Student in Düsseldorf, als ich Theaterleiter Herwig Mark traf, der mich bat, ihm zu helfen. Zunächst habe ich bei der Beleuchtung geholfen, 1987 habe ich dann die ersten Bühnenbilder für „Momo“ und „Anne Frank“ entworfen. Durch die Arbeit im Kinder- und Jugendtheater konnte ich viel ausprobieren, das war eine wichtige Experimentierfläche für mich.

Was ist die Herausforderung, wenn Sie Bühnenbilder für Kinder- und Jugendtheater entwerfen?

Tuturuga: Ich sage immer: Je „einfacher“ das Stück ist, desto schwieriger ist es, das Bühnenbild zu entwerfen. Bei Klassikern von Shakespeare oder Goethe bade ich förmlich in Bildern, die ich dann zu Bühnenbildern ausgestalte. Schwieriger ist es dagegen, für Kinderstücke wie „Oh, wie schön ist Panama“ oder „Sams“ ein passendes Bühnenbild zu entwickeln. Bei Kinder- und Jugendstücken gibt es immer wieder neue Szenen an neuen Orten. Ich muss ein Bühnenbild schaffen, das dem Geist des Stücks und dem Charakter der Figuren gerecht wird. Überdies sind Kinder ein sehr kritisches Publikum, das schnell gelangweilt ist und sein Missfallen zeigt. Für alle Beteiligten, die im Theater arbeiten, sind Kinderstücke mit die schwierigsten.

Aber dieser Herausforderung müssen sich die Theatermacher stellen - egal ob in den kommunalen Häusern oder der Freien Szene. Das junge Publikum darf nicht vernachlässigt werden?

Tuturuga: Richtig, an den großen Bühnen in Deutschland wird das Kinder- und Jugendtheater leider oft stiefmütterlich behandelt: Da wird dann gegebenenfalls mal zu Weihnachten ein Stück für Kinder gezeigt. Das ist eine sehr problematische Situation, weil die Kinder die Zukunft sind. Die müssen fasziniert werden vom Theater, sonst verliert man sie spätestens im Erwachsenenalter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort