Von der Heydt-Museum Der Avantgardemacher aus Wuppertal

Das Von der Heydt-Museum widmet Adolf Erbslöh eine Werkschau. Ab 11. April sind die Bilder des in Barmen aufgewachsenen Künstlers zu sehen.

Von der Heydt-Museum: Der Avantgardemacher aus Wuppertal
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Für viele ist Adolf Erbslöh ein Wuppertaler Künstler. 1881 in New York als Sohn einer reichen Barmer Kaufmannsfamilie geboren, ging er ab seinem 6. Lebensjahr in Barmen zur Schule. Eines seiner berühmtesten Werke ist sein Bild von der Schwebebahn. Kein Wunder also, dass der Maler hier als lokale Berühmtheit gewertet wird.

Dabei verbrachte Erbslöh die meiste Zeit seines Lebens in München, malte dort und machte von dort aus sich und andere Künstler erst berühmt. Diesem letzten Aspekt widmet das Von der Heydt-Museum jetzt eine Ausstellung mit dem Titel „Adolf Erbslöh - der Avantgardmacher“.

Denn ohne Erbslöh „würde heute kein Mensch über Künstler wie Franz Marc, Wassily Kandinsky und Alexej von Jawlensky sprechen“, sagte der Direktor des Museums, Gerhard Finckh, bei der Vorstellung der Schau.

90 Bilder von Erbslöh und weitere 60 von Künstlern, die ihn inspiriert und begleitet haben zeigt das Museum in neun Räumen im ersten Stock. Zusammengestellt hat sie die Kuratorin Beate Eickhoff.

Jeder Raum hat einen anderen Fokus, jeder ist eng mit den biografischen Daten Erbslöhs und seinem Werdegang als Künstler verbunden. So zeigt der erste Raum etwa die Anfänge des Schaffens, das erste Selbstbild des Schülers Erbslöh sowie seine Einflüsse aus der Bildnismalerei von Van Gogh und Cézanne. „Es ist der Raum des Suchens, des Brodelns, er zeigt die Vielfalt der Eindrücke“, erklärt Eickhoff.

Der nächste Raum ist dann der Umbruch. „1908 lernte Erbslöh Künstler wie Jawlensky und Kandinsky kennen“, so Eickhoff. Sie hatten gerade neue Farben und Formen entdeckt und sollten sich nach und nach von der realistischen Darstellung verabschieden. So auch Erbslöh, der sich mehr und mehr der Farbe als den Formen widmete. Zu sehen schon hier auf seinem „Blick ins Atelier“, das vor allem durch den Komplimentärkontrast von grün und rot gekennzeichnet ist.

Gemeinsam suchten Erbslöh und seine Freunde nach Möglichkeiten, ihre Kunst auszustellen. Darum gründeten sie die Neue Künstlervereinigung München. Erbslöh, zwar deutlich jünger als seine Mitstreiter, aber gebildet, wohlhabend und des Französischen mächtig, war gern gesehen und nutzte als Vorsitzender schnell seine Kontakte, um die Werke der Gruppe auszustellen.

Die erste Ausstellung in München stieß auf „fürchterliche Ablehnung“, weiß Eickhoff. Finckh ergänzt, dass München schon damals auf dem absteigenden Ast war. „Der verarmende Landadel Münchens war für die moderne Kunst nicht empfänglich“, sagt er. Der Konservatismus und die Vorstellungen davon, was Kunst zu sein habe, vertrugen sich nicht mit den abstrakten Werken der Gruppe.

So schließt sich der Kreis zu Wuppertal. Denn hier — in Barmen und Elberfeld, wo die Ausstellung 1910 gastierte — konnten die Künstler auf die gemäßigte Industriellenschicht bauen, die der Kunst offen gegenüberstand und — kaufte.

Die Räume und Werke zeigen weiter den Werdegang der Gruppe und des Künstlers Erbslöh — über Akte, Porträts hin zur Landschaftsmalerei, die am Ende Erbslöhs Markenzeichen werden sollte. Eickhoff nennt ihn den „Poeten der Landschaftsmalerei.“ Er bewegte sich vom Expressionismus über den Kubismus bis hin zu einem neuen Naturgefühl.

Während sich Erbslöh in diese Richtung entwickelte, betonten seine Mitstreiter andere Schwerpunkte ihrer Arbeit. Raum 5 stellt die Werke der verschiedenen Künstler in dieser Phase gegenüber — Franz Marc intensivierte die Farbsymbolik, Kandinsky löste sich immer weiter von Objekten und wurde zunehmend abstrakter. Die Wege sollten sich trennen: Kandinsky und Marc verließen die Neue Künstlervereinigung 1911 und gründeten den Blauen Reiter. Die NKVM löste sich auf.

Der erste Weltkrieg war für viele Künstler eine Zäsur. Russen mussten das Land verlassen, Deutsche wurden eingezogen. So auch Erbslöh, dessen Bilder fortan zerstörte Landschaften zeigten.

Glücklicherweise überlebte Erbslöh den Krieg und konnte weitermalen. Es entstanden Bilder, die seine Leidenschaft fürs Fliegen zeigen — durch ungewöhnliche Perspektiven — und seine Leidenschafts fürs Reisen — New York, Chile, Italien — widerspiegeln.

Gerhard Finckh sagte, die Schau zeige ein „ganz eigenständiges Werk voller Kraft“ einer „ganz eigenen künstlerischen Potenz“. Das Werk Adolf Erbslöhs brauche sich nicht hinter dem von Kandinsky und anderen verstecken, zeigte er sich überzeugt.

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