Denkmaltag: Gute Stube mit Küche und Kater

Das Interesse war wie in jedem Jahr erneut groß. Gestern öffneten auch in Wuppertal Baudenkmäler für Besucher.

Wuppertal. Offen in jeder Hinsicht ist das Ehepaar Geiß und gewährte deshalb am gestrigen Tag des offenen Denkmals Einblick in die gute Stube an der Spiekerstraße, in der es nur dank Zähigkeit und Fleißarbeit wirklich gut aussieht. Mit dem Motto "Kultur in Bewegung" hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz den unkonventionellen Häuslebauern eine doppeldeutige und knifflige Aufgabe gestellt. Denn es gehört viel Tatkraft dazu, das architektonische Kulturerbe per Bewegung auf Vordermann zu bringen oder zu halten.

"Mit so viel Interesse haben wir nicht gerechnet", gesteht Rainer Geiß mit Blick auf etwa drei Dutzend Besucher, die nach der Außenbesichtigung nun Einblick in die Küche erhalten. Der Rest des Hauses - 1608 begonnen und damit das älteste in Heckinghausen - muss vorerst unter Verschluss bleiben, weil nach der Kernsanierung noch einiges an Verschönerungsarbeiten zu tun ist. Zwischen die menschlichen Erinnerungen an meterlangen Schwamm im Gemäuer und an die Renovierung in harter Winterzeit wirft Kater Anton einen skeptischen Blick auf die Besucherschar. Schon seltsam, was die Menschen treiben.

Der Gedanke stellt sich auch im Hause Reinartz und Dicken ein. "Wohnen an der Allee" heißt dort die nobel klingende Zielsetzung, doch wer das Haus Friedrich-Engels-Allee 171 in einen oberflächlichen Augenschein nimmt, verliert schnell jeden Gedanken an Pomp. Die neuen Eigentümer seien "aus dem Gröbsten raus", sagt Uwe Haltaufderheide von der Unteren Denkmalbehörde. Das mag niemand glauben, der schon bei einer simplen Wohnungsrenovierung von Plagerei spricht.

Auch an der Allee marschieren rund 30 Denkmal-Freunde durchs Haus und staunen. Ist "das Gröbste" erst erledigt, begreift man sehr wohl, dass da ein Schätzchen schlummert - samt Gartengrundstück bis zur Wupper. Diese Uferlage genießt unverkennbar auch die Villa Uferstraße 20, wo ebenso der Verkehr der Neuzeit einen Wermutstropfen einschenkt.

Ein erstauntes "ups" lässt Miteigentümerin Elena Dimudi vernehmen, als sie die Tür öffnet: Fast 100 Interessenten stehen vor dem Haus, und dies ist bereits der zweite Besichtigungstermin des Tages. Ein so eindrucksvolles Haus weckt nun mal Neugier, zumal viele Barmer ihre Erinnerungen daran knüpfen. Doch wird an der Uferstraße - wie an der Engels-Allee - noch viel Recherche erforderlich sein, um die Geschichte des Hauses zu ermitteln.

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