„Das Presbyterium hat keine andere Möglichkeit gehabt“

Zustimmung nach Rücktritt des Gremiums in der Südstadt wegen des AfD-Landtagskandidaten Hertmut Beucker.

Wuppertal. Überwiegend positiv sind die Reaktionen auf den Rücktritt des fast kompletten Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde Südstadt. Die Mitglieder des Leitungsgremiums haben ihre Ämter bis auf eine Ausnahme niedergelegt. Grund ist das Engagement des Presbyters Hartmut Beucker für die AfD. Er ist Mitglied in der umstrittenen Partei und Kandidat für die kommende Landtagswahl. Nach Ansicht des übrigen Presbyteriums ist das nicht mit den christlichen Grundwerten vereinbar.

Für ihre Entscheidung gibt es viel Verständnis. „Ich finde den Schritt sehr konsequent“, sagt der Elberfelder Bezirksbürgermeister Hans Jürgen Vitenius (SPD): „Das Presbyterium hat meiner Meinung nach keine andere Möglichkeit gehabt.“ Das sieht auch die Südstadt-Pfarrerin Angelika van der List so. „Ich bin froh, dass das Presbyterium die weitere Zusammenarbeit mit Herrn Beucker verweigert hat“, sagt sie. Als Pfarrerin ist sie automatisch Mitglied des Gremiums, konnte aber dadurch selber nicht zurücktreten. Van der List verweist auf die Gemeindeversammlung am vergangenen Sonntag. Dort hätte eine breite Mehrheit dem Presbyterium den Rücken gestärkt. „Wir haben uns sehr getragen gefühlt“, sagt die Pfarrerin. Eine Trennung zwischen kirchlicher und politischer Arbeit könne es nicht geben. Beucker habe im Presbyterium allerdings keine AfD-Positionen vertreten. „Er war zurückhaltend, aber wir mussten befürchtet, dass sich das in der heißen Phase des Wahlkampfs ändert“, sagt Van der List. Beucker bestreitet das. „Ich war zwölf Jahre Presbyter und hätte mir einen Vertrauensvorschuss gewünscht“, sagt er. Auch Beucker bestätigt die Zustimmung der Teilnehmer der Gemeindeversammlung für die Entscheidung des Presbyteriums. Es gebe aber Mitglieder in der Gemeinde, die ihm den Rücken gestärkt hätten. „Angesichts der Ächtung meiner Person möchten diese das natürlich nicht öffentlich tun“, sagt Beucker. „Von einer Ächtung kann keine Rede sein“, widerspricht Superintendentin Ilka Federschmidt. Die Gemeinde habe bei der letzten Versammlung erneut den Dialog mit ihm gesucht. Für Federschmidt ist vor allem die öffentliche Funktion Beuckers als Presbyter problematisch. Eine AfD-Mitgliedschaft als reines Gemeindemitglied stehe auf einem anderen Blatt. „Da gibt es keinen Gesinnungs-TÜV.“

Am 23. Februar tritt der Kreissynodalvorstand zusammen und beruft einen Bevollmächtigtenausschuss für die Gemeinde. Dieser übernimmt die Leitungsaufgaben, bis das neue Presbyterium in acht bis zehn Monaten gewählt wird.

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