Das neue Studium: Weniger Prüfungen und mehr Zeit

Bergische Uni: Am Tag des Studiums loben sich Studenten und Hochschul-Leitung gegenseitig.

Wuppertal. Eine Hochschul-Leitung, die honoriert, dass Studenten im vergangenen Jahr gegen ihre Studienbedingungen auf die Straße gegangen sind und monatelang Hörsäle besetzt hielten, ist schon außergewöhnlich genug. Dass der Protest dann aber auch noch Erfolg hat, dass wesentliche Forderungen erfüllt werden sollen, erstaunt Lehrende wie Lernende gleichermaßen.

Tatsächlich wird ab dem Wintersemester aus den Bachelor-Studiengängen der Bergischen Uni Druck herausgenommen. Professor Andreas Frommer, Prorektor für Studium und Lehre, sagte beim gestrigen Tag des Studiums auf dem Campus Grifflenberg: "Stoff- und Prüfungsdichte sollen deutlich entzerrt werden. Die Studierenden erhalten mehr Zeit, sich in ein Thema zu vertiefen." Von zum Teil nur noch der Hälfte der Prüfungen in einem Semester ist die Rede. Ebenso von weniger Notendruck und einer "Präzisierung der Anwesenheitspflicht".

All das soll dazu dienen, die weitgreifende Verschulung des Studiums als Folge der Internationalisierung wieder einzudämmen. Studium soll wieder mehr als die reine Vermittlung von Lehrstoff sein. Für Frommer kann damit die Qualität des Studiums deutlich verbessert werden: "Wir wollen eine bestmögliche Ausbildung anbieten." Zumindest werden Kernforderungen aus den Studentenprotesten erfüllt, die vor allem die Überregulierung des Studiums anprangerten. Die Aktionen halfen dabei, an der Bergischen Universität (wie auch an anderen Hochschulen) den sogenannten Bologna-Check 2010 auf den Weg zu bringen. Unter der Regie Frommers beschäftigten sich Dutzende Kommissionen mit den Bedingungen in den Bachelor-Studiengängen. Dabei war die Beteiligung der Studenten nach Uni-Angaben so umfassend wie noch nie. Die Studentenstreiks hatten zudem Druck auf die Politik gemacht, die den Hochschulen mehr Freiheiten bei der Neuausrichtung der Fächer gewährte.

Das Beteiligungsverfahren wird fortgesetzt, die Studienbedingungen in den einzelnen Fächern werden einem dauernden Qualitätsmanagement unterzogen. Wie wichtig der Hochschulleitung die Optimierungs-Bewegung ist, zeigte sich gestern allein daran, dass am Nachmittag alle Lehrveranstaltungen abgesagt wurden, um den Studenten die Möglichkeit zu geben, sich zu informieren und bei der Vorstellung der Kommissions-Ergebnisse mitzudiskutieren. Lob gab es dafür von ungewohnter Stelle: Das Studentenparlament dankte der Hochschulleitung ganz offiziell auf einem Flugblatt.

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