Das Kleinod hinterm Jägerzaun

In Wuppertal gibt es mehr als 9100 Kleingärten und 117 Vereine. Pro Jahr wechseln 400 Gärten den Besitzer. Besonders junge Familien stehen auf der Warteliste für eine Parzelle.

Das Kleinod hinterm Jägerzaun
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Die Kleingartenanlage „In den Stöcken“ liegt idyllisch auf einem Hügel. Von den 94 Kleingärten kann der Blick ins Tal Richtung Elberfeld schweifen. Die meisten Gärten befinden sich aber noch im Winterschlaf. Langsam fangen die Hobbygärtner an, die Frühbeete vorzubereiten, in vier Wochen startet die Saison. „Wenn die Forsythien blühen, können die Rosen geschnitten werden“, sagt Wolfgang Hanstein.

Der Vorsitzende des Vereins ist heute in der Kleingartenanlage unterwegs, weil es einen Wasserrohrbruch gab. Zusammen mit Süleyman Erin und Adam Klatzka repariert Hanstein den Schaden. „Wir haben hier ein exzellentes Miteinander“, sagt Hanstein. Viele der Vereinsmitglieder haben einen Migrationshintergrund.

So wie Erin, der mit seiner Familie seit zehn Jahren einen Garten in der Siedlung besitzt. „Meine Frau wollte den Garten“, sagt Erin. Sie bauen vor allem Gemüse an: Zwiebeln, Knoblauch, Paprika und Bohnen. Klatzka nutzt den Garten wegen seines zweijährigen Sohns. „Vor zehn Jahren hätte ich mir keinen Garten gekauft“, sagt Klatzka. Jetzt nutze er ihn wie ein Ferienhäuschen, um nach Feierabend zu entspannen. Damit ist die Kleingartenanlage „In den Stöcken“ repräsentativ für Wuppertal: Viele der Mitglieder haben einen Migrationshintergrund und häufig übernehmen junge Familien frei werdende Gärten.

In Wuppertal gibt es mehr als 9100 Kleingärten. Darin enthalten sind auch die Kleingärten auf Bahngelände. Die meisten stehen aber auf städtischem Grund und werden verpachtet. Sie sollen Familien zur Erholung dienen, die keinen eigenen Garten haben. „Die Pacht beträgt pro Jahr 20,5 Cent pro Quadratmeter“, sagt Fritz Ortmeier, Vorsitzender des Stadtverbands Wuppertal der Gartenfreunde. Das heißt, ein 400 Quadratmeter großer Garten kostet im Jahr etwas mehr als 80 Euro. „Damit ist es konkurrenzlos günstig als Freizeitangebot“, sagt Lothar Stein, zweiter Vorsitzender des Stadtverbandes. Der Stadtverband kümmert sich um die Belange der 117 Kleingartenvereine im Stadtgebiet.

Geregelt wird das Leben in den Kleingartenanlagen durch das Bundeskleingartengesetz. „Es muss Spielregeln geben, damit das nachbarschaftliche Verhältnis harmonisch bleibt“, sagt Stein. Laute Arbeiten wie Rasenmähen oder Schreddern sind am Samstag nur bis 13 Uhr und am Sonntag gar nicht erlaubt. Die Zeit im Kleingarten soll ja auch Erholung bieten.

„Zur Zeit haben wir keine freien Gärten“, sagt Hanstein. Insgesamt ist das Verhältnis von Kaufinteressenten und Verkäufern in Wuppertal aber ausgewogen. Pro Jahr wechseln 400 Gärten den Besitzer. „Es gibt begehrte Anlagen wie den Kleingartenverein Waldfrieden in Unterbarmen“, sagt Ortmeier. Da sei es schwierig einen Garten zu bekommen, in einer Anlage an der A46 sei es weniger ein Problem. Mit 1500 bis 2000 Euro muss man für den Kauf eines Gartens rechnen. „Das hängt davon ab, wie gepflegt er ist“, sagt Stein vom Stadtverband.

Die Kleingärtner kümmern sich aber nicht nur um ihre eigene Parzelle: eine weitere Aufgabe ist es, das so genannte Begleitgrün zu pflegen. Das heißt Wege, Grünstreifen und Gemeinschaftsplätze in der Kleingartenanlage. Der Verein „In den Stöcken“ hat ein Vogelschutzgebiet mit Nistplätzen angelegt.

Davon profitiert auch die Allgemeinheit. Die Kleingartenanlagen sind öffentlich, können also von Spaziergängern genutzt werden. „Wir haben eine stattliche Zahl an Kleingärten in Wuppertal“, sagt Annette Berendes, Leiterin des städtischen Resorts Grünflächen und Forsten. Die Kleingärten seien städtebaulich wichtig und dienten als grüne Lunge der Stadt.

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