Wuppertal Neuer Buchband: Das erhabene Erbe der Von der Heydts

Der Band „Von der Heydt Königshöhe“ befasst sich mit der Geschichte der Anlage.

Katharina Krämer liebt die Königshöhe und ihre Denkmäler — unser Fotograf Andreas Fischer lichtete sie am Montag auf der Königshöhe mit ihrem roten Schirm ab.

Katharina Krämer liebt die Königshöhe und ihre Denkmäler — unser Fotograf Andreas Fischer lichtete sie am Montag auf der Königshöhe mit ihrem roten Schirm ab.

Königshöhe. Dass sie ein „Kunstwald“ ist, bemerkt nur, wer aufmerksam auf die zahlreichen Gedenk- und Namenssteine schaut, die auf der Königshöhe an Menschen erinnern, die die Kunstszene im Tal und auf den Höhen entscheidend mitgeprägt haben.

Wuppertal: Neuer Buchband: Das erhabene Erbe der Von der Heydts
Foto: Verlag Edition Köndgen

So wird die Königshöhe zu einer Art Kunstgalerie, die in private Sammlungen und ins Von der Heydt-Museum weist. Der Elberfelder Bankier August von der Heydt III war es, der das Gelände auf der Königshöhe in einen Wald umwandelte, es als Sommersitz für sich und seine Familie nutzte und zahlreiche Spazierwege anlegen ließ. Spazierwege, die auch der Öffentlichkeit zugänglich waren und als Sommerfrische genutzt wurden, denn das städtische Klima im Tal der Wupper war alles andere als gesundheitsfördernd.

In dem neuen Band von „Wuppertals grüne Anlagen“, herausgegeben von Brigitte Alexander und Antonia Dinnebier, erschienen in der Edition Köndgen, wird die Geschichte der Königshöhe und deren Verbindung zur Bankiersfamilie von der Heydt anschaulich und reich bebildert geschildert. Titel: „Von der Heydt Königshöhe — Sommersitz, Kiesberg, Ehrenfriedhof“. Die „Königshöhe“ — ein anspruchsvoller Name, der auch eine Gastwirtschaft mit Biergarten zierte, in der sich die Erholungssuchenden aus dem Tal erquicken und erfrischen konnten.

Nebenan ließ sich der Bankier sein eigenes Sommerhaus errichten, in dem er es sich gemeinsam mit seiner Frau Selma gut gehen ließ. Auch dem aus England „importierten“ Tennissport frönte man auf einem eigens errichteten Platz. Ein Kutscherhaus und ein Treibhaus ergänzten das Anwesen des Bankiers, der aber durchaus wollte, dass auch die Werktätigen einen Ort zur Erholung haben sollten.

Geht man heute durch die Wälder auf der Königshöhe, so ist es kaum vorstellbar, dass kaum ein Baum dort stand — damals, als August von der Heydt III, der auch Vorsitzender des Elberfelder Verschönerungsvereins war, das Areal erworben hat. Der Bankier ließ die kahle Fläche mit Bäumen bepflanzen und widmete seiner Frau die „Selma-Schonung“. Nicht exotische, sondern heimische Baumarten prägten das Areal, in dem bewusst auf gartenkünstlerische Besonderheiten und exquisite Pavillons verzichtet wurde.

Gedenksteine waren die einzige Ausstattung der Königshöhe. Bruchsteine aus heimischer Grauwacke, die zum größten Teil die Namen von Familienangehörigen, Freunden und Künstlern tragen und überwiegend noch erhalten sind. Nicht mehr erhalten ist das Hindenburg-Denkmal, das August Freiherr von der Heydt 1915 errichten ließ „zum Ruhme des größten Kriegers der Weltgeschichte, der die deutschen Heere von Sieg zu Sieg führt“, wie es im Überschwang hieß. Und der hielt auch an, als sich 1917 die deutsche Niederlage abzeichnete und es angesichts der „Steckrübenwinters“ zu ersten „Hungerdemonstrationen“ kam. Später wich diese Begeisterung der Ernüchterung über den „Steigbügelhalter Hitlers“, und 1959 wurden die letzten Reste des inzwischen verfallenden Denkmals entfernt. Vom 1917 von der Elberfelder Stadtverordneten-Versammlung gewünschten „ewig dankbaren Gedächtnis“ zeugen nur noch die Hindenburg-Allee und das überdimensionale Denkmal vor dem Haus der Jugend in Barmen (einstmals „Ruhmeshalle“).

Nicht gerade ein Ruhmesblatt und alles andere als königlich war das in dem 100 Seiten starken Bändchen vorgestellte „Elendstal“, wie ein städtischer Steuereintreiber Mitte des 19. Jahrhunderts die Gegend am Rande der Königshöhe genannt hatte. Hier hausten die Ärmsten der Armen in Erdlöchern und Lehmhütten. Später baute dort die Volksmissionarin Johanna Wilhelmina Faust, genannt „Tante Hanna“, eine evangelische Versammlungsstätte.

Gleichfalls informativ geschildert wird auch das „Kurhaus Waldesruh“, in dem August von der Heydt IV, die Schliepers, Haarhaus und andere Wohlhabende Erholung suchten. Auch die Burgholzbahn und Sambatrasse, längst vergangen, werden von den kundigen Autoren wieder zum Leben erweckt. Alles in allem eine vergnügliche Lektüre, nicht nur für Heimatkundler.

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