BUND will Ikea-Baustelle wegen Kröten stilllegen

Weil Schutzmaßnahmen nicht greifen, schlägt der Umweltverband Alarm: Zur Rettung der Tiere sollen die Bagger eine Woche lang ruhen.

BUND will Ikea-Baustelle wegen Kröten stilllegen
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Das warme Wetter hat die Kröten munter gemacht: Seit dem Wochenende wandern sie zu ihren Herkunftsgewässern, um dort zu laichen. Auch die Tiere, die einst im Mühlinghaus-Teich aus dem Ei schlüpften. Weil aber die Schutzmaßnahmen völlig unzureichend seien, gerieten sie nun auf dem Baustellengelände von Ikea in Lebensgefahr, warnt Jörg Liesendahl vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Er verlangt, die Baustelle im Außenbereich sofort für mindestens eine Woche stillzulegen und bessere Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Das Tierschutzgesetz verbiete die Tötung von Tieren ohne vernünftigen Grund, betont der Biologe. Die wirtschaftlichen Interessen eines Unternehmens seien kein vernünftiger Grund. Er sieht sowohl Ikea als auch die Stadt in der Pflicht, die Tiere zu schützen.

Der unzureichende Zaun müsse repariert und um das gesamt Baufeld herumgezogen werden. Abends müssten die Kröten auf dem Areal eingesammelt und zum für sie vorgesehenen Teich an der Porschestraße gebracht werden.

Er habe sich am Wochenende die Ikea-Baustelle angesehen und dort viele Erdkröten gefunden. Er sieht damit bestätigt, wovor er gewarnt hatte: Die Kröten ließen sich nicht einfach in ein anderes Gewässer umsiedeln: „Kröten sind echte bergische Dickköpfe.“

Für den Bau des Möbelhauses wurde der Mühlinghaus-Teich in der Fertighauswelt zugeschüttet. Als Ersatz legte man einen Teich an der Porschestraße an. Dort sollten die Kröten nun laichen, so der Plan.

Jörg Liesendahl sagt, der BUND habe seit Beginn der Bauleitplanung für Ikea gewarnt, dass der Plan nicht aufgehe. Er funktioniere umso weniger, da der Schutzzaun vor dem Wald Lücken aufweise und nicht reiche, so dass die Kröten ihn an den Enden umrunden könnten. Rund 450 Tiere insgesamt, so seine Schätzung, suchen derzeit verzweifelt den verschwundenen Teich. Aktuell seien sie durch Baustellenverkehr gefährdet. Künftig drohe ihnen Gefahr durch Ikea-Kunden, denn an der Stelle des Teiches entstehen nun Parkplätze.

Die Stadt reagiert zurückhaltend auf die Vorwürfe: „Wir müssen uns mit der ökologischen Baubegleitung in Verbindung setzen“, sagte Ansgar Toennes, Leiter des städtischen Ressorts für Umweltschutz. Das von der Stadt beauftragte Büro berate das Unternehmen bei Umweltmaßnahmen: „Ich habe keinen Zweifel daran, dass die Mitarbeiter ordentlich arbeiten.“ Genaueres will Toennes erst nach Rücksprache mit dem Büro sagen. Bereits jetzt ist er sicher: „Es ist nicht gerechtfertigt, die Baustelle stillzulegen.“

Ikea bleibt ebenfalls gelassen. Man habe ja für Ersatzbiotope gesorgt „und freuen uns, dass diese hervorragend durch Amphibien angenommen wurden“. Die ökologische Bauleitung kontrolliere die Baustelle permanent. Jetzt will man mit der Stadt und der Naturschutzbehörde das Gelände begehen. Sollten zusätzliche Maßnahmen nötig sein, werde man diese selbstverständlich ergreifen. Eine Stilllegung der Baustelle sei nicht geplant.

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