Briefmarkenfreunde drücken Wuppertal ihren Stempel auf

Ab Freitag wird Wuppertal für drei Tage zum Zentrum der deutschen Sammler-Szene. Doch das Hobby hat es heute schwer.

Wuppertal. Am Freitag beginnt der 112. Deutsche Philatelistentag in Wuppertal. Vor dem Start sprachen wir mit Vertretern der Wuppertaler Briefmarkensammler-Vereine und des Bundesverbandes.

E-Mails verdrängen die Briefe. Immer weniger Post — auch die an die WZ — trägt überhaupt noch Briefmarken? Wie kann man unter solchen Umständen denn den Nachwuchs für das Hobby begeistern?

Claus Malangeri: Wir gehen von den Vereinen dafür in die Schulen, werben für das Briefmarkensammeln. Dazu bräuchten wir aber noch mehr Unterstützung aus den Vereinen. Solche Projekte gibt es zum Beispiel an den Gesamtschulen Barmen und Else-Lasker-Schüler und dem Gymnasium Kothen. Dabei verschenken wir auch viele Marken. Hans-Jürgen Dobiat: Viele neue Sammler, die zu uns in die Vereine kommen, sind aber auch schon älter. Irgendwann ist ihnen ihre Jugendsammlung in die Hände gefallen und sie fangen wieder an.

Wolfgang Peschel, Sprecher des Bundes Deutscher Philatelisten

Wie viele Sammler gibt es denn überhaupt in Wuppertal?

Lothar Stiebel: Rund 250 sind in den Wuppertaler Vereinen organisiert. Die Gesamtzahl müsste bei mehreren Tausend liegen. Wolfgang Peschel: Heutzutage führen viele Sammler ein Leben im „Dunkeln“, man muss sich nicht outen. Vieles geht übers Internet, dort findet man zum Beispiel auch Tauschpartner. Malangeri: Der Altersschnitt liegt allerdings zwischen 60 und 70 Jahren. Viele kommen einfach auch nur, um sich mal wieder mit anderen Leuten zu treffen, Gespräche zu führen — gar nicht unbedingt zum Thema Briefmarken. Das Nachwuchsproblem haben aber nicht nur wir, das betrifft viele Vereine. Bei unseren Tauschtagen sind aber auch schon mal Kinder dabei.

Was reizt denn an dem Hobby Briefmarkensammeln?

Dobiat: Es ist zum Beispiel das Interesse an Geschichte oder an fernen Ländern. Je weiter das Land weg war, aus dem die Marke kam, desto interessanter war das früher für mich. Wenn es heutzutage immer weniger Marken gibt, kann man aber auch anfangen, ein abgeschlossenes Gebiet wie etwa die DDR zu sammeln. Malangeri (lacht): Manche Sammler sind schon verkappte „Messis“. Aber dann kommt die Ordnung dazu, man forscht zu seinem Gebiet. Peschel: Dann wird aus dem Sammler der Philatelist. Stiebel: Sammeln bedeutet auch Entspannung.

Das wird für viele Jugendliche aber nicht interessant klingen, oder?

Peschel: Jüngere sind eher über Motivsammlungen zu bekommen. Jungen sammeln zum Beispiel Fußball-Marken, Mädchen Tiere oder Blumen. Malangeri: Wichtig ist, dass man den Jugendlichen viel über das Hobby erzählt, sie überzeugt. Das probieren wir, wenn wir in den Schulen unterwegs sind. Dobiat: Man muss aber auch zugeben, dass es früher einfacher war. Ältere Jugendliche kommen kaum noch. Malangeri: Deshalb probiere ich es immer in den fünften und sechsten Klassen. Wichtig ist, dass die Kinder später auch als Jugendliche dabei bleiben. Aber dann ändern sich oft die Interessen.

Die Aussicht auf möglichen Reichtum zieht nicht?

Peschel: Die Briefmarke ist längst nicht mehr die Aktie des kleinen Mannes. Auch eine Flucht in Sachwerte gibt es nicht. Das wäre eine Wette auf die Zukunft, zu sagen, dass Marken von heute später einmal großen Wert haben. Die Philatelie hat als Hobby aber mehr zu bieten.

Und wie ist die Chance, in einer alten Sammlung vom Dachboden einen Schatz zu entdecken?

Stiebel: Wir bekommen oft Anfragen von Leuten, die Alben gefunden haben und die wir schätzen sollen. Die Marken, die etwas mehr wert sind, fehlen aber meist. Malangeri: Und bei teuren Marken muss man höllisch aufpassen, dass die nicht gefälscht sind.

Richtet sich der Philatelistentag denn auch an „normale“ Sammler?

Peschel: Auf jeden Fall, auch Nicht-Sammler sind willkommen. Zum Beispiel wird ja auch eine Sonderpostfiliale eingerichtet, an der sich die Wuppertaler den neuen Sonderstempel abholen können.

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