„Bouldern“: Strategiespiele an der Kletterwand

Am Samstag fiel der Startschuss für Europas größte Boulder League — mitten in Wuppertal.

Wuppertal. Keine Sicherungen oder meterhohen Wände — dafür ein freischwebender Zeppelin, Überhänge, knifflige Routen und zahlreiche Matten. „Bouldern“ ist das Klettern an Wänden in Absprungshöhe.

Dabei kommt es nicht auf die Höhe der Kletterstrecken, sondern vielmehr auf die Lösung von sogenannten Problemen an, die kurze Züge verlangen und zum Teil ungewöhnliche Bewegungsabläufe erfordern. Am Samstag fiel der Startschuss für Europas größte Boulder League, der Hard Moves.

Was als rein lokale Veranstaltung in Wuppertal begonnen hatte, hat sich längst auch in anderen Städten etabliert. In diesem Jahr zieht sich der Kletterspaß erstmals durch ganz Europa. Mit dabei sind 20 Hallen: Darunter auch das Kletterzentrum Wupperwände an der Badischen Straße, wo der Wettkampf vor vier Jahren erstmalig ins Leben gerufen wurde.

„Wir wollten damals eine Plattform schaffen, die schwachen wie starken Kletterern die Möglichkeit gibt, Grenzen auszutesten“, sagte NRW Landestrainer Jonas Baumann, der in den kommenden sechs Wochen den sportlichen Ablauf zusammen mit Tobias Reichert leiten wird. Sechs Wochen, in denen sich Groß und Klein an insgesamt 100 Boulder-Problemen austesten und damit für einen Platz in dem Team qualifizieren können, das am 3. März 2012 gegen die Besten Kletterer der anderen Städte und Länder antreten wird.

„Das Team, das ins Finale einzieht, wird aus den besten sechs Herren und drei Damen bestehen“, erklärte Baumann. Darunter könnte auch Jonas Winter (17) sein, der erst vor zwei Wochen die deutsche Meisterschaft in seiner Altersklasse (Jugend) gewonnen hatte: „Ich möchte unbedingt in das Wuppertaler Team. Dafür werde ich hier mein Bestes geben“, verriet der junge Profi zielsicher. Wer besonders fit ist und trickreich vorgeht, könne bis zu 95 der 100 Probleme lösen, so Baumann. Gelöste Kletterrouten werden dann auf einer Punktekarte durchnummeriert und mit einem Kreuz versehen: „Wir vertrauen auf die soziale Kompetenz der Teilnehmer. Besondere Aufpasser oder Prüfer gibt es nicht“, betonte Mitorganisator Baumann.

Durch die Selbstkontrolle wolle man außerdem den üblichen Wettkampf-Druck nehmen und so den Spaßfaktor vervielfachen. Nur einer der Gründe, warum es auch Teilnehmerin Lara Mennenöh (13) am Wochenende in die Kletterhalle zog: „Ich kann meinen Schwierigkeitsgrad selbst bestimmen und wachse so über meine Grenzen hinaus — das ist eine Art zwangloser Druck.“ Im vergangenen Jahr sind über 1600 Sportler dem Ruf in die Hallen gefolgt.

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