Bis zu 38 000 Wuppertaler könnten suchtkrank sein

Der Suchtbericht für die Stadt Wuppertal 2017 stellt Daten und Fakten über Abhängigkeit zusammen.

Knapp 38 000 Menschen in Wuppertal sind suchtkrank — das jedenfalls ergibt das Herunterrechnen von Zahlen des Robert-Koch-Instituts für Deutschland auf Wuppertal. Andere Berechnungen ergeben knapp 28 000 Abhängige von 18 bis 65 Jahren. Das häufigste Suchtmittel ist Alkohol: Es gibt geschätzt 10 000 Abhängige, es folgen Medikamente (8300), dann erst illegale Drogen wie Heroin, Kokain, Ecstasy, Cannabis und Amphetamine (insgesamt 7150).

Exakte Zahlen über Suchtkranke sind wegen der hohen Dunkelziffer schwer zu erheben. Für den im Januar erschienenen Suchtbericht der Stadt wurden Zahlen aus bundesweiten Studien auf die Stadt umgerechnet sowie Statistiken der Hilfs- und Beratungseinrichtungen in Wuppertal gesammelt.

Die Umrechnung bundesweiter Zahlen auf Wuppertal ergibt 760 Menschen, die heroinabhängig sind, 1785 Kokainabhängige, 895 Ecstasy-Süchtige, 1120 Cannabis-Abhängige (und noch einmal so viele, die einen missbräuchlichen Umgang mit Cannabis haben) sowie 1560 Abhängige von Amphetaminen. Dabei muss bedacht werden, dass manche Menschen von mehreren Stoffen abhängig sind.

Auch nicht stoffgebundene Abhängigkeiten nennt der Bericht: Man müsse von etwa 1865 pathologischen Spielern (mit einem vergleichweise hohen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund) und 2240 Menschen ausgehen, die internetsüchtig sind.

Für die Abhängigen gibt es mehrere Hilfs- und Beratungsangebote in der Stadt vom Konsumraum für illegale Drogen über Beratungsstellen verschiedener Organisationen bis zu Wohnheimen. 2015 wurden in den fünf Sucht- oder Drogenberatungsstellen der Stadt mit unterschiedlichen Schwerpunkten 2034 Personen (Mehrfachnennungen möglich) beraten. Davon waren 556 Frauen und 1478 Männer - das entspricht einem Frauenanteil von 27 Prozent. Dabei ging es in 55 Prozent der Fälle um Alkohol, gefolgt von Heroin/Kokain (27 Prozent) und Mischkonsum (9 Prozent).

Der Konsumraum verzeichnete 2015 fast 20 000 Konsumvorgänge, Tendenz steigend: 2012 waren es knapp 14 500. Hier liegt das Geschlechterverhältnis 13,5 Prozent Frauen zu 86,5 Prozent Männer. 2015 wurde in der angegliederten Ambulanz 882 Mal medizinische Hilfe geleistet, es gab 18 Drogennotfälle.

Laut Jahresberichte der Träger haben diese über das Jahr 2015 verteilt 595 Menschen in Substitution betreut.

Sechs Träger kümmern sich um Abhängige im Rahmen des ambulant betreuten Wohnens, 2015 betreuten sie 230 Menschen, davon ein Drittel Frauen. In stationären Einrichtungen lebten 2015 zwölf Frauen und 108 Männer, sieben Personen standen auf Wartelisten. Diese Bewohner sind vor allem von Tabak und Alkohol abhängig, kaum von illegalen Drogen. 78 Prozent von ihnen sind zudem psychisch erkrankt.

Der Bericht bezeichnet das Versorgungssystem der Stadt für Suchtkranke als „gut ausgebaut“. Er gibt zudem mehrere Handlungsempfehlungen, darunter: Niederschwelligere Zugänge, zum Beispiel über Hausärzte und durch aufsuchende Hilfen, da bisher nur ein Teil der Abhängigen durch das Hilfssystem erreicht werde. Es brauche mehr Angebote für ältere Süchtige und Menschen, die über die Sucht hinaus psychisch krank seien. Zudem müsse Wohnraum für Suchtkranke gesichert werden.

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