Bienen liefern Honig im Großstadt-Dschungel

Auf dem Dach der City-Arkaden stehen zwei Bienenstöcke. Von dort fliegen die Tiere vor allem zur Hardt.

Bienen liefern Honig im Großstadt-Dschungel
Foto: Andreas Fischer

Zentrum. Eifrig summen die Bienen um ihre beiden Kästen herum, unbeeindruckt von der Umgebung aus Beton und Steinen. Seit dem Frühjahr stehen zwei Bienenstöcke auf dem Dach der City-Arkaden. Von der Brücke zwischen dem Parkhaus A und dem Obergeschoss der Arkaden haben die Besucher durch die Glasscheibe einen perfekten Blick auf die beiden Bienenstöcke. Gerade Kinder beobachten die Insekten fasziniert. Durch eine Glasscheibe konnten sie lange Zeit sogar direkt in die Wabe gucken.

Die Idee stammt von Center-Managerin Katrin Becker, die auch privat gemeinsam mit ihren Nachbarn nächstes Jahr Bienenvölker anschaffen will. „Mit dieser Aktion wollen wir auf die Bienen und ihre Bedürfnisse aufmerksam machen“, sagt sie angesichts des allgemeinen Insektensterbens. Probleme mit den Bienen gab es nie — nicht einmal an den Obst- oder Kuchentheken waren sie zu finden. Sie hatten keine Veranlassung, das Innere der City-Arkaden zu erkunden. Lieber machten sie sich auf den Weg zur Hardt. Denn dort und an der Straßenbegrünung fanden sie immer reichlich Nektar. „Bienen fliegen normalerweise im Umkreis von drei bis vier Kilometern, im Extremfall sogar bis zehn Kilometer“, erklärt Imker Peter Brandholt. Deshalb sei der City-Honig vom Dach der Arkaden sogar besonders frei von Schadstoffen; denn Balkonblumen und Straßenbäume werden in der Regel — anders als Felder und manche Vorgärten — nicht mit Insektiziden behandelt. „Dieser Honig schmeckt auch besonders kräftig und würzig“, betont der Imker. Denn jeder Honig habe seine individuelle Geschmacksnuance. „Das ist wie bei einer Weinverkostung.“ Wer sich davon selbst einen Eindruck verschaffen will, muss sich noch bis Weihnachten gedulden. „Dann verkaufen wir den Honig bei unserer Weihnachtsaktion für einen guten Zweck“, verspricht Katrin Becker.

40 Kilogramm Honig hat Peter Brandholt dieses Jahr vom Dach der City-Arkaden geerntet. Ein normaler Schnitt für zwei Bienenvölker. Ein bis zwei Wochen lässt der Imker die beiden Völker noch auf den City-Arkaden stehen; dann holt er sie zu sich nach Hause, um sie gegen Varroa-Milben zu behandeln und mit Zuckerwasser für den Winter zu päppeln. Insgesamt beaufsichtigt der Lehrer des Gymnasiums Johannes Rau 15 Bienenvölker. Ihm ist es ein Anliegen, auf die Bedürfnisse der Insekten aufmerksam zu machen. „Neben den Honigbienen gibt es mehr als 500 Wildbienensorten in Deutschland.“ Für sie alle ruft er dazu auf, in Gärten und auf Balkonen Pflanzen anzusiedeln, die den Bienen Nektar liefern. Geranien, Begonien oder gefüllte Rosen tun das ebenso wenig wie Steinwüsten in Vorgärten. „Man kann schon viel machen, wenn man auf seinen Balkon ein Töpfchen mit Thymian oder Minze setzt“, betont Brandholt. Und natürlich auf alle Insektizide verzichtet.

Die Bienen bereiten sich schon für den Winter vor. Von rund 50 000 Bienen pro Volk wie in den Hochzeiten des Frühjahrs reduziert sich das Volk auf 5000 bis 8000 Bienen. Während Arbeitsbienen im Sommer nur rund zwei bis vier Wochen leben, können die Winterbienen mehrere Monate erreichen. Erst wenn es im Frühjahr wieder wärmer wird, schwärmen sie aus, um die Blüten zu suchen und Obstbäume zu bestäuben.

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