Bewährung: Arzt geschlagen, weil er kein Methadon gab

Der Drogensüchtige hatte Angst vor einem Entzug.

Wuppertal. Gut 13 Jahre hat der 29 Jahre alte Mann Drogen genommen. Als er im September 2009 aus dem Gefängnis kommt, hat er eigentlich "kein Interesse" mehr an Drogen. Doch die Sucht siegt, er fängt wieder an. Im Dezember beginnt er mit einem Methadonprogramm. Er sagt: "Der Entzug von Methadon ist schlimmer als der von Heroin." Unter dem Eindruck eines solchen Entzuges soll es am 6. Dezember vergangenen Jahres zu einem Vorfall gekommen sein, der heute vor dem Amtsgericht verhandelt wurde.

An jenem Mittag soll er die Praxis eines Arztes in der Mirker Straße aufgesucht haben, um sein Methadon abzuholen. Doch der 29-Jährige war spät dran, der Arzt (57) schloss gerade die Praxis ab und wollte ihm auch auf das Drängen kein Methadon mehr geben. Er schickte ihn stattdessen ins Bethesda-Krankenhaus.

"Ich fühlte mich von ihm im Stich gelassen", erklärte der Angeklagte heute. Und: "Ich hatte einen richtigen Hass auf den." So habe er den Arzt geschlagen, der bei der Flucht durchs Treppenhaus dann gegen die Wand fiel. Der 57-Jährige konnte sich zu einem in der Nähe gelegenen Kiosk flüchten. Vor Gericht sagte der Arzt: "Er hätte mich schon umbringen müssen, damit er von mir sein Methadon bekommt."

Verteidiger Klaus Sewald wertete das in seinem Plädoyer so: "Mein Mandant fühlte sich nicht ernst genommen. Es ging nicht nur ums Methadon - er wollte dem Arzt klar machen, was er von ihm hielt." Das Gericht verurteilte den vielfach vorbestraften 29-Jährigen unter anderem wegen Körperverletzung und versuchter Nötigung zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr sowie 200 Stunden gemeinnütziger Arbeit. Einmal im Monat muss der Mann nachweisen, dass er noch im Methadonprogramm ist. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. nib

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