Betriebe setzen auf Sportangebote

Die Zahl der Mitglieder im Kreisverband des Betriebssports sinkt. Dennoch wollen viele Unternehmen die Gesundheit ihrer Mitarbeiter langfristig fördern.

Betriebe setzen auf Sportangebote
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Während der Arbeitszeit Tennis spielen oder Laufen gehen, weil der Arbeitgeber es verlangt — für die Mitarbeiter des schwedischen Sportartikel- und Bekleidungsherstellers Björn Borg ist Betriebssport Pflicht. Und Medienberichten zufolge schließen sich immer mehr schwedische Unternehmen diesem Modell an. Doch welche Rolle spielt der Betriebssport aktuell eigentlich in Wuppertal?

Bei öffentlichen Arbeitgebern wie der Stadtverwaltung oder den Stadtwerken, aber auch bei Unternehmen wie Delphi, Barmer GEK und Vorwerk sowie bei der Stadtsparkasse hat der Betriebssport traditionell ein hohes Gewicht. Sie alle sind mit zahlreichen Mitarbeitern im seit 1956 bestehenden Betriebssportkreisverband (BKV) Wuppertal vertreten. Doch wer denkt, der allgemeine Fitnesstrend wirke sich positiv auf die Mitgliederzahlen des BKV aus, sieht sich getäuscht: Die Zahlen sinken seit Jahren deutlich. Zählte der Verband 2006 noch gut 7000 Mitglieder, sind es mittlerweile nur noch etwa 5000, sagt der BKV-Vorsitzende Michael Fischer.

Das liege aber nicht daran, dass die Mitarbeiter weniger Sport machten, so Fischer. Vielmehr gebe es viele große Wuppertaler Firmen nicht mehr, die traditionell viele Aktive in den Verband eingebracht haben. Viele Arbeitnehmer wanderten auch in Sportvereine ab, was man seitens des BKV auch gar nicht kritisieren will. „Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zu den Sportvereinen“, sagt Fischer. Aktuell können Betriebssportler in Wuppertal Fußball, Tennis, Badminton, Bowling, Kegeln, Golf, Tischtennis und Softdarts in zahlreichen Mannschaften spielen und dabei den Sportplatz Rudolfstraße nutzen. Verpflichtend ist der Betriebssport nach Fischers Wissen aber noch in keiner Wuppertaler Firma.

Ein gewichtiger Grund für die sinkenden Mitgliederzahlen sei auch der Trend zur Gesundheitsvorsorge in den Unternehmen. Was auf den ersten Blick paradox klingt, offenbart auf den zweiten Blick eine Neuausrichtung: „Viele Arbeitgeber steuern mittlerweile in die Richtung, dass sie etwas für die Belegschaft tun wollen, um den Krankenstand zu senken“, sagt Fischer. Dabei stehe nicht der sportliche Wettkampf, sondern die Gesundheitsvorsorge im Mittelpunkt.

Christof Weselek, beim SV Bayer für das betriebliche Gesundheitsmanagement zuständig, kann das bestätigen. Unternehmen wie Bayer, Knipex oder auch die Stadtwerke wendeten sich mit konstant hoher Nachfrage an den SV Bayer, um den Betrieb im wahrsten Sinne auf seine Gesundheit hin zu analysieren und Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Erst nach der Analyse folgten je nach Bedarf Vorträge, Gesundheitstage oder auch Rückenkurse. „Es geht aber für die Unternehmen darum, mit wenigen Mitteln viel zu erreichen“, sagt Weselek. „Ein neuer Schreibtischstuhl ist natürlich günstiger als zehn Jahre Rückentraining“, ergänzt er.

Dabei hätten die Unternehmen vor allem ihre älteren Mitarbeiter im Blick, die angesichts steigenden Renteneintrittsalters auch immer älter werden. „Es geht aber nicht nur darum, die Ausfallzahlen zu minimieren, es hat auch ein Umdenken stattgefunden, dass ein gutes Betriebsklima wichtig ist“, sagt Weselek. Das lohne sich für die Arbeitgeber doppelt: Sie bekämen auch Steuererleichterungen, wenn sie in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren. Und da die Gesundheitsvorsorge im Dialog mit dem Mitarbeiter entwickelt werde und individuell zugeschnitten sei, passe sie für viele Unternehmen mittlerweile besser als der klassische Betriebssport — „auch wenn der natürlich auch nach wie vor seine Berechtigung hat“.

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