Beim Gemüsehändler gab es Schmiergeld auf Kredit

Aufenthaltsgenehmigung gekauft: Geldstrafen für ein türkisches Paar.

Wuppertal. Ein weiterer Fall um die „Gemüse-Connection“ hat am Dienstag das Amtsgericht beschäftigt. Wie berichtet, wurden zu Beginn dieses Jahres der Ex-Leiter der Ausländerbehörde Michael W. (58) und ein türkischer Gemüsehändler (55) wegen gegen Bestechungsgelder verkauften Aufenthaltsgenehmigungen zu vier Jahren Haft verurteilt. Im gestrigen Prozess gegen ein türkisches Paar sagten sie als Zeugen aus.

Laut Anklage hatte das Paar vor, im Sommer 2009 zu heiraten. Die Frau (42) lebte zu dieser Zeit bereits mehr als 15 Jahre in Deutschland, ihr Gatte in spe (34) noch in der Türkei. Im Gemüseladen soll die Frau erfahren haben, „wie man schnell nach Deutschland kommt.“ Über einen Kontaktmann in Istanbul — er soll 6000 Euro für seine Dienste erhalten haben — wurden die nötigen Papiere für die illegale Einreise beschafft, Michael W. soll dann den Rest erledigt haben.

Ungewöhnlich: Bei vielen Fällen um die „Gemüse-Connection“ handelte es sich um Scheinehen, die durch die Hilfe von Michael W. nicht auffallen sollten. Bei den Angeklagten am Dienstag handelte es sich aber um ein echtes Paar. Die Zahlungen waren also unnötig, nach zwei Jahren hätte der Mann — er hat einen festen Job — ohnehin eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung erhalten.

Während Michael W. erklärte, sich nicht an den Fall zu erinnern, gab sich der Gemüsehändler als Menschenfreund: „Ich wollte helfen.“ Deshalb habe er die 2000 Euro für den Beamten auch als „Kredit“ aus eigener Tasche gezahlt.

Das Paar wurde wegen Anstiftung zur Vorteilsgewährung zur Zahlung von 2100, beziehungsweise 400 Euro verurteilt. Auf die derzeit erteilte Aufenthaltserlaubnis hat das Urteil keinen Einfluss.

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