Bauern zwischen Kühen, Kornfeldern und Konflikten

Landwirtschaft und Naherholung treffen in grünen Städten wie Wuppertal oft aufeinander. Das birgt Zündstoff.

Wuppertal. Gerade eben ist er wieder aufgeflammt - der Konflikt zwischen Landwirtschaft, Naherholung und Wohnen im Grünen: Am Ehrenberg meldeten sich erboste Anwohner zu Wort, um sich über extreme Geruchsbelästigungen durch Gülle-Einsätze zu beschweren. Das sei kein Einzelfall und komme auch in anderen Randgebieten immer wieder vor, berichtet die Stadt auf WZ-Nachfrage. Und auch wenn die Landwirte bei ihrer Arbeit an Umweltauflagen gebunden sind, häufen sich im Umgang mit Ausflüglern, Sportlern und Nachbarn immer wieder Probleme.

Brisant wird es immer dann, wenn es um Hinterlassenschaften auf Feldern und Wiesen geht: Immer häufiger schaffen es Müllreste - sei es in Form von Plastiktüten, Glasscherben oder Blechsplittern - bis ins Tierfutter, das von den Flächen gemäht wird. Im schlimmsten Fall werden die Stücke gefressen und fügen den Tieren schwere innere Verletzungen zu, an denen sie sogar verbluten können.

Einen Ortstermin auf dem Bauernhof der Familie Schröer am Ochsenkamp nahe der Mählersbeck nutzte Oberbürgermeister Peter Jung in dieser Woche für einen Appell an die Vernunft aller Wuppertaler, die das Grün vor ihrer Haustür zu schätzen wissen: Dazu gehöre die gegenseitige Rücksichtnahme ebenso wie das Mitnehmen von Müll nach einem Picknick.

"Sie glauben ja gar nicht, was man mittlerweile alles draußen findet", berichten nicht nur die Schröers im Gespräch mit der WZ.

Ein massives Problem gibt es mit Hundespielzeug aus Gummi und Plastik, das im Silofutter landet und ähnlich verheerend wirken kann wie Glas und Blech. Auch von Hundekot auf Wiesen und Feldern wird berichtet - ohne den Haltern eine böse Absicht unterstellen zu wollen.

"Vieles passiert sicherlich aus Unachtsamkeit", sagen Karl Bröcker und Martin Dahlmann, die für die Wuppertaler Landwirte sprechen. "Die Probleme aber haben wir." So bekam Bröcker es auf einem Feld vor kurzem mit den Hinterlassenschaften eines Zeltlagers zu tun. "Nach zwei Nächten kam da eine Menge zusammen. Das wäre sonst im Mähdrescher gelandet."

Doch das Konfliktpotenzial liegt nicht nur bei Müll und Gülle. Seitdem Mountainbiker Wälder und Wiesen für sich entdecken und Joggen ein Volkssport ist, mehren sich Auseinandersetzungen, die sich zunächst auf Reiter beschränkten.

Interessen kollidieren zum Beispiel auch am Scharpenacken - zwischen Hundebesitzern und dem Schäfer dort (die WZ berichtete). Beschwerden gibt es außerdem, wenn sich Ernte-Einsätze bei unbeständigem Wetter an wenigen Tagen sowie in den Abend- und Nachtstunden ballen. Wenn unter Zeitdruck dann eine Feldzufahrt zugeparkt ist, wird es eng - im wahrsten Sinne des Wortes.

"Wichtig ist, dass man miteinander spricht", meinen die Schröers. Sie beobachten, dass neue Nachbarn sich erst allmählich daran gewöhnen, wie auf dem Land gearbeitet wird. Für Kontakte sorgt nicht zuletzt ihr Hofladen. "Natürlich haben auch wir ein Interesse daran, dass die Leute zu uns kommen."

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