Bauern gegen Forensik

Die Landwirte präsentierten ihre Argumente für den Erhalt der Kleinen Höhe als Freifläche. Elterninitiative kündigt Kampf an.

Bauern gegen Forensik
Foto: Daniel Neukirchen

Wuppertal. Der Raps blüht leuchtend gelb und duftet süß. Der Blick kann weit über die hügelige Landschaft gleiten. „Das alles wird dann nicht mehr sein“, sagte Tim Neues, Vorsitzender der Ortsbauernschaft WuppertalWest, und macht damit deutlich, was der Bau einer Forensik für die Kleine Höhe bedeuten würde.

Die betroffenen Landwirte präsentierten gestern vor Ort erneut ihre Argumente gegen den Standort. Unterstützung erhielten sie von Anna Mahlert von der Elterninitiative Keine Forensik auf der Kleinen Höhe, die der Stadt undemokratisches Vorgehen vorwarf.

„Hier haben wir 50 Hektar Land am Stück, das gibt es sonst im Ballungsraum kaum noch“, erklärte Tim Neues mit Blick auf die Felder. Eine solche Freifläche dürfe nicht für eine Bebauung geopfert werden. Derzeit seien zwar nur zehn Hektar als Bauland für die Forensik vorgesehen, aber auch deren Bebauung müsse verhindert werden.

Denn sie zerstöre die Landschaft — „Stellen Sie sich hier eine fünf Meter hohe Mauer vor!“ — die den Bürgern zur Naherholung diene, Frischluftschneise sei und die die Bauern als Anbaufläche dringend benötigten. Die Landwirte Karl und Carsten Bröcker sowie Karl-Heinz Reuter erklärten, dass sie auf der Fläche Futter für ihre Mastrinder anbauen.

„Die Verbraucher wollen doch regionale Produkte“, sagte Carsten Bröcker. „Das geht aber nur, wenn wir die Möglichkeit dazu vor Ort haben.“ Es ist sein Raps, der aktuell so leuchtet. Nach Auspressen des Öls füttert er die Pflanzen an seine Kühe. Wenn ihm das Feld fehle, müsse er an anderer Stelle Ersatz pachten — und weitere Wege zurücklegen.

Dass ausgerechnet die grüne Gesundheitsministerin Barbara Steffens, die für die Forensik zuständig ist, das zulasse, finden die Bauern empörend. Die Landesregierung habe doch beschlossen, den Flächenverbrauch im Land zu reduzieren.

„Es wurden 30 Standorte geprüft, aber nicht offen diskutiert“, kritisierte Tim Neues. Man wisse nicht, nach welchen Kriterien die Entscheidung für die Kleine Höhe gefallen ist. Nach ihren Recherchen sei die Kleine Höhe die einzige Freifläche, alle anderen Standorte seien bereits erschlossen.

Die Bauern befürchten zudem, dass es nicht bei zehn Hektar bleibt. Da seien zusätzlich Verkehrswege und Ausgleichsflächen. Und darüber hinaus fürchten sie, dass die Forensik nur der Anfang ist.

„Wenn das einmal erschlossen ist, wird noch mehr gebaut“, ist Karl-Heinz Reuter überzeugt. Und kommt damit zu dem Thema, das auch Anna Mahlert umtreibt. Bisherige Pläne, das Gebiet zu bebauen, seien jeweils an den Kosten gescheitert. Denn die Entwässerung müsse über Velbert Richtung Essen verlaufen, dafür sind aber größere Rohre nötig — ein aufwendiges Projekt.

„Die Nutzung dieses Geländes ist völlig irrational“, findet Anna Mahlert. „Aber das Land muss nicht so rechnen wie ein Unternehmen“, vermutet sie. Die Stadt hoffe wohl, das Gelände mit Hilfe des Landes zu erschließen, um anschließend weitere Investoren zu finden.

Sie wirft der Stadt vor, kein nachvollziehbares Argument für den Standort Kleine Höhe nennen könne. Es gebe keine Diskussionen dazu: „Das hat für mich mit Demokratie überhaupt nichts zu tun.“

Sie und ihre Mitstreiter wollen daher das Bebauungsplanverfahren nutzen: „Wir werden sämtliche Hebel in Bewegung setzen, die möglich sind“, kündigt sie an. Die Initiative habe 19 000 Euro gesammelt. Das Geld wollten sie für Anwälte und die Prüfung der Gutachten nutzen.

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