Barmer Wald: Ausflugsziel und grüne Lunge der Stadt

Beim Rundgang mit Förster Martin Kiefer wird deutlich, warum Wuppertal auf seine Parks und Wälder auch in Zukunft stolz sein kann.

Wuppertal. Festhalten! Der Landrover arbeitet sich über den holprigen Waldweg und lässt den Toelleturm hinter sich wie eine monumentale Erinnerung. Jetzt säumen nicht minder hohe Baumstämme und Wipfel die Strecke. Dass es immer noch hell ist, obwohl der Geländewagen schon mitten durch den Barmer Wald brummt, kommt nicht von ungefähr: „Hier sieht man, wie sich die Natur verjüngt“, sagt Martin Kiefer und bremst den Landrover mit Seilwinde an der Stoßstange und Hund Anton im Fußraum langsam aber sicher ab. „Hier wachsen jetzt hunderte kleine Buchen, nachdem der Bestand gelichtet wurde.“

Während Anton (4) von der Leine aus den Waldweg erkundet, erklärt der Förster mit dem vielsagenden Nachnamen, worum es bei der Bestandspflege geht: „Wir brauchen unbedingt Licht am Boden, damit die nächste Waldgeneration heranwachsen kann“, erklärt Kiefer. Und gerade im Barmer Wald ist alles eine Frage der Zeit: „Bemerkenswert ist, dass es hier nur Laubbaumbestände mit ganz vereinzelten alten Fichten gibt“, erklärt Albert Vosteen, Abteilungsleiter des städtischen Forstamtes. „Die Nadelholzbestände starben um das Jahr 1900 wegen der schwefelhaltigen Schadstoffausstöße aus den Barmer Industriebetrieben weitgehend ab, so dass nur einzelne Altfichten übrigblieben. In späteren Jahren wurden hier wegen dieser historischen Waldschäden keine Nadelbäume mehr gepflanzt.“ Im städtischen Waldgebiet östlich der Orffstraße folgten in der Nachkriegszeit riesige Kahlschläge, die, so Vosteen, weitaus größere Ausmaße hatten als die Zerstörungen durch den Orkan „Kyrill“: „Außer wenigen dicken Altbuchen auf dem Deisemannskopf — die angeblich wegen der drei Haare auf dem Kopf des Herrn Deisemann so genannte Kaiser-Wilhelm-Höhe — war dieser Stadtwald völlig vernichtet.“

Um im kalten Winter überhaupt an Brennholz zu kommen, wurden Wurzeln ausgerodet — Schwerstarbeit im Barmer Wald. „Deshalb gibt es heute im Stadtwald nur 40- bis 65-jährige Aufforstungsbestände — während man im Wald des Barmer Verschönerungsvereins bis zu 160-jährige Buchen und Eichen findet“, fügt Vosteen hinzu.

Was den Barmer Wald als Ausflugsziel so beliebt macht? „Er ist aus der Stadt heraus sehr gut zu erreichen“, sagt Kiefer. Ältere Wanderer schätzen die geraden Strecken mit geringer Steigung, und es gibt Sehenswürdigkeiten wie die „Jahrhunderteiche“ des Verschönerungsvereins, die jetzt zum Stadtwald gehört und 1908 zum 100-jährigen Bestehen der Stadt Barmen gepflanzt wurde.

Gut erreichbar sind in der Nachbarschaft die Barmer Anlagen. In der Fläche bringt es der Barmer Wald auf 120 Hektar oder auch 1,2 Quadratkilometer. Er erstreckt sich von der Oberen Lichtenplatzer Straße (Stadtwald) im Westen über den Wald des Barmer Verschönerungsvereins (Wettinerstraße bis Orffweg / Pilgerheim) und das städtische Naturschutzgebiet Murmelbachtal bis zur städtischen Kaiser-Wilhelm-Höhe im Osten. Im Süden grenzt der Vorwerk-Park unmittelbar an. Südlich des Stadtwaldes im Murmelbachtal beginnt der Scharpenacken — im Besitz des Landesliegenschaftsbetriebes. Weiter im Westen — in der Gemarkung Barmen — liegen der Kothener Busch und die Kaiser-Friedrich-Höhe — bis zum Böhler Bach als Westgrenze zur Gemarkung Elberfeld.

Und „Kyrill“? Der Jahrhundertorkan hat im Laubwald kaum Schäden hinterlassen. Gefährlich wurden dem Barmer Wald im November 2005 die Massen an nassem Schnee, die auf Bäume fielen, die noch Laub trugen. Es gab massive Schneebruchschäden, die gerade auch die Kronen alter Buchen eiskalt erwischten. „Ich wollte schon immer Förster werden“, sagt Martin Kiefer, als es mit Anton wieder in den Landrover geht. Und nicht nur Anton weiß nach einer Tour durch den Barmer Wald, warum das so ist.

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