Bahnhof wird Rastplatz für die Trassen-Fans

Die Außengastronomie soll die Trassen-Fans einladen, das Café Tacheles baut sein Angebot ganz erheblich aus.

Wuppertal. "Ich hätte niemals gedacht, dass die Nordbahntrasse so gut angenommen wird, das hat uns alle überrannt." Harald Thomé ist der Eigentümer des Bahnhofs Loh - er hat ihn 2005 von der Bahn AG gekauft - und zugleich der ehrenamtliche Vorsitzende des Erwerbslosenhilfevereins Tacheles. Das führt dazu, dass Thomé, der mit seiner Familie im Bahnhof wohnt, Teile des großen Gebäudes an Tacheles vermietet, und der Verein seine offene Beratung sowie ein gleichnamiges Café in dem Bahnhof betreibt.

"Ich arbeite ehrenamtlich bei der Beratung von Arbeitslosen, mein Geld verdiene ich als Sozialrechtsdozent", schildert Thomé die Situation und man merkt ihm an, dass ihm der Trassenerfolg noch ein wenig unheimlich ist. Deswegen gibt es auch noch keine endgültigen Pläne, wie der Bahnhof Loh als eine der wichtigsten Trassenstationen organisiert wird.

Fest steht, dass derzeit die Aufgänge zur Trasse neu gemacht werden und dass dort in den nächsten Wochen eine Außengastronomie eröffnen soll. Selbstverständlich, und darauf legt Thomé größten Wert, arbeiten bei Tacheles keine Ein-Euro-Jobber, deren Einsatz er auf der Trasse immer wieder kritisiert. Thomé hofft, mit der Außengastronomie so viel Geld für Tacheles auftreiben zu können, um damit neue und reguläre Arbeitsplätze zu schaffen.

Das scheint bitter nötig, denn die derzeit noch laufende städtische Förderung für die Arbeitslosenberatung in Höhe von 5200 Euro pro Jahr soll im Rahmen des Sparpaketes gestrichen werden.

Thomé bleibt positiv, weiß er doch, dass der Bahnhof Loh durch den Erfolg der Trasse als Immobilie ein Kleinod in Wuppertal geworden ist. "Ich sehe jeden Tag die Menschen an meinem Wohnzimmer vorbei gehen", sagt er und schätzt, dass an einem normalen Werktag bei einigermaßen schönem Wetter in drei Stunden bis zu 1000 Menschen auf dem Trassenstück flanieren.

An den Wochenenden soll die Außengastronomie in Zukunft geöffnet sein, so dass die Wanderer, Radler und Skater auf der Trasse die Möglichkeit haben, dort einzukehren. Thomé und seine Mitstreiter überlegen, neben Kaffee und Kuchen vielleicht auch etwas deftigeres zu Essen anzubieten, auch über Alkohol - den gibt es im Café derzeit nicht - wird nachgedacht. "Die Leute sollen schon ein Bierchen trinken können", sagt Thomé.

Die Zusammenarbeit mit der Wuppertal Bewegung bezeichnet er als gut, obwohl es durchaus unterschiedliche Auffassungen beim Einsatz der Ein-Euro-Jobber gibt. Thomé findet es nicht richtig, den Arbeitern des Wichernhauses, die auf der Trasse arbeiten, keine regulären Arbeitsverhältnisse zu ermöglichen. Er schlägt vor, "teure und unsinnige" Bewerbungstrainings bei der Arge zu streichen und das gesparte Geld für Jobs zu nutzen.

Unabhängig von dieser Aktion ist er voll des Lobes über die Trasse. "In einer Stadt, die kaputt zu gehen droht, ist dies ein ganz wichtiges Projekt." Seiner Beobachtung nach wird die Trasse schon jetzt als Naherholungsgebiet genutzt. Da sei es gut, dass das Café Tacheles auch Toiletten für die Trassennutzer vorhalte. "Wir sind eine der wenigen Toilettenstation", sagt er.

Thomé denkt auch schon weiter: Wenn es nach ihm geht, wird das Café Tacheles ganzjährig für die Trassen-Liebhaber geöffnet sein. Im Winter etwa, wenn in Wuppertal Schnee liegt, könnte ja sogar eine Langlaufloipe gespurt werden. Ski-Tourismus am Bahnhof Loh - wer hätte das gedacht?

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