Bahn-Chaos: Wuppertal wird Fortuna-Fans nicht los

Eine gestürmte Imbissbude, tieffliegende Brötchen, mehr als 300Polizisten im Dauerstress und ein 0:0.

Wuppertal. Die Invasion beginnt mit Verspätung: Um 17.30 Uhr kommen hunderte Fortuna-Anhänger die Kirchhofstraße zur Sonnborner Straße herunter. Sie skandieren die üblichen Schmählieder, zünden vereinzelt Feuerwerkskörper. Die Anwohner sehen es mit Befremden. Doch in dieser Ecke ist man Kummer gewöhnt. Der Blumenladen Langohr beispielsweise hat schon vor Stunden sämtliche Kübel hereingeholt.

Unwirkliche Szenen spielen sich ab. Kurz bevor die Fortuna-Invasion die Sonnborner Straße erreicht, huscht noch ein verirrte Joggerin über die Kreuzung. Und die Wuppertaler Bierflaschensammler machen mit den Fortunen das Geschäft ihres Lebens - ohne jeden Streit.

Anders auf der anderen Seite des Stadions. Vor dem Restaurant "Zum alten Kuhstall" fliegen Flaschen in Richtung Polizei. Es gibt erste Festnahmen.

Im Stadion selbst wird schnell klar: Pünktlich geht’s nicht los. Zu viele Besucher stehen noch draußen. Unter anderem an der Kornstraße. Hinter der Gästetribüne gibt’s dann richtig Randale. Fortuna-Anhänger räumen einen Imbissstand komplett leer und werfen die erbeuteten Brötchen samt Senf- und Mayonnaise-Tuben in Richtung Haupttribüne. Gut hundert Brötchen fliegen, in einem explodiert ein Knallkörper - verletzt wird dabei offenbar niemand.

Dann endlich der Anpfiff. Das Spiel hat wenige Höhepunkte. Ausgerechnet in der Schlussminute droht Ungemach. Nach einem nicht gegebenen Elfmeter beschimpft der Düsseldorfer Torhüter Michael Melka den WSV-Spieler Jan Hammes - ausgerechnet vor der WSV-Stehtribüne. Die Folge: Es hagelt Gegenstände. Niemand wird getroffen. Durchatmen.

Schlusspfiff. Eigentlich ist die Luft ein bisschen raus. Und eigentlich war alles prima geplant. Um 21.06 Uhr fährt der erste Sonderzug mit mehr als 400 Fortuna-Fans an Bord in Richtung Landeshauptstadt. Der ein oder andere der mehr als 300 Polizisten atmet schon auf. Doch dann beginnt das Bahn-Chaos nach dem Derby. Weil im weit entfernten Hagen ein Gleis gesperrt werden musste - angeblich wegen eines Bombenfundes - , steckten die übrigen 1500 Düsseldorfer Fans auf dem kleinen S-Bahnhof Sonnborn fest. Genau das sollte vermieden werden. Die Polizei wird angemacht, setzt Pfefferspray ein.

Viele Fortunen werden schließlich in Busse gesteckt, zusammen mit Polizeibegleitung nach Düsseldorf gefahren. Um kurz vor 22 Uhr war damit Wuppertal noch immer voll von Düsseldorfer Fans. Eine Polizei-Sprecherin: "Das war so nicht vorherzusehen." Kurios: Um die Lage zu entzerren, wurden einige Düsseldorfer sogar erst einmal mit der S-Bahn "Spazierenfahren" geschickt - einmal Richtung Oberbarmen und dann wieder zurück. Der ganz normale Derby-Wahnsinn.

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