Baby totgeschüttelt: Vater (29) vor Gericht

Angeklagter räumt schwere Schuld ein. Sorge um Suizidabsicht und Gewaltausbrüche.

Wuppertal. Ein 29 Jahre alter Familienvater aus Wuppertal muss sich seit Montag vor dem Landgericht verantworten — nach dem gewaltsamen Tod seines sechs Wochen alten Sohnes im April vergangenen Jahres. Wie berichtet, hat der Mann gestanden, den Säugling nachts so lange geschüttelt zu haben, bis dieser sich nicht mehr bewegte (Info-Kasten). Die Mutter des toten Babys — mit ihr ist der 29-Jährige inzwischen verheiratet — machte am Montag vor Gericht von ihrem Schweigerecht gebraucht. Das Paar hat neben einem gemeinsamen Sohn (8) inzwischen wieder ein Baby.

Der Angeklagte wurde am Montag zum Tathergang intensiv befragt und brach dabei mehrfach in Tränen aus. „Ich würde am liebsten alles zurückdrehen“, sagte der Wuppertaler an das Gericht gewandt. Wiederholt sprach er davon, dass er in der Tatnacht unter starken Zahnschmerzen gelitten habe und angesichts des schreienden Babys nicht mehr Herr seiner selbst war. Vor der Tat habe er drei Schmerztabletten eingenommen, aber davon abgesehen, sich beim Zahnärztlichen Notdienst behandeln zu lassen.

Ihm sei es nur darum gegangen, seinen Sohn, den er vom Elternschlafzimmer aus mit ins Wohnzimmer genommen hatte, zu beruhigen. „Aber dann hat sich ein Schalter in mir umgelegt, und ich habe meinen Sohn totgeschüttelt.“ Mit der Schuld, die er auf sich geladen habe, habe er bis heute zu kämpfen, sagte er dem Gericht: „Wissen Sie, was das für ein Gefühl ist, damit leben zu müssen?“ Drei bis viermal in der Woche habe er das Grab seines Sohnes besucht. „Ich wollte das Kind nicht bestrafen. Ich wollte es nur ruhig haben.“

„Aus Panik“ habe er die Tat gegenüber seiner Frau zunächst verschwiegen und den leblosen Säugling gemeinsam mit ihr ins Krankenhaus gebracht. „Ich wollte meine Familie schützen“, sagte der Angeklagte, der widersprüchliche Angaben machte und von seinen Suizidabsichten nach der Tat in so beunruhigender Form berichtete, dass ihm das Gericht riet, sich unbedingt wieder in ärztliche Behandlung zu begeben.

Sechs Wochen nach der Tat habe er seine Partnerin geheiratet, und sie mache ihm „keine Vorwürfe“. Im Umgang mit ihrem weiteren Baby — ein Mädchen — lege seine Frau ihm gegenüber ein „gesundes Misstrauen“ an den Tag. „Ich habe Angst um meine Tochter und bin mir sicher, dass ich ihr nichts antun werde“, beteuerte der Angeklagte. Das Jugendamt betreue die Familie und sehe keine Gefahr. Seinen Jungen — die Leiche wies nach Angaben der Staatsanwaltschaft Spuren früherer Verletzungen auf — habe er nie zuvor misshandelt. Auch seiner Frau und seiner Schwiegermutter traue er das nicht zu. Wenn er in der Tatnacht „Wut und Hass“ empfunden habe, dann auf seine Zahnschmerzen.

Der Angeklagte sprach am Montag davon, nach wie vor Aggressionen zu empfinden und diese auf dem Dachboden abzubauen — mit Faustschlägen auf Dachbalken, Tritten oder einer Zigarette. Seiner Tochter könne er niemals Leid antun. Die Verhandlung wird am Freitag fortgesetzt.

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