Autozulieferer: Sorge um die Liquidität

Zusätzlich zum Einbruch bei der Nachfrage erschweren die Versicherungen den Unternehmen das Leben.

Wuppertal. Mit der Insolvenz des Remscheider Autozulieferers Edscha hat die Autokrise im Bergischen einen neuen Höhepunkt erreicht. Und offenbar haben etliche Autozulieferer derzeit Sorge um ihre Liquidität, und damit um ihre Fähigkeit, Zahlungen fristgerecht leisten zu können. IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge: "Die Situation ist ernst, für die Automobilzulieferer sogar sehr ernst."

Ein Instrument, die Liquidität zu erhöhen, ist die Kurzarbeit. Die haben die allermeisten Autozulieferer längst eingeführt. In mehr als 100 Wuppertaler Betrieben machen derzeit gut 4000 Beschäftigte Kurzarbeit.

Um den in dieser Härte offenbar nicht erwarteten Nachfrageeinbruch abzufedern, reicht das aber womöglich nicht überall aus. Denn wie sich jetzt bei einem Treffen zwischen Vertretern von IHK, Agentur für Arbeit, Wirtschaftsministerium und Banken herausstellte, kommt das Problem der sogenannten Kreditversicherungen hinzu.

Die dienen den Firmen dazu, den Ausfall von Lieferungen zu versichern. Wie Thomas Grigutsch von der IHK berichtet, kommt diesem Instrument gerade in der derzeit angespannten Lage und der Furcht um das Weiterbestehen des Geschäftspartners eine besondere Bedeutung zu.

Und zwar mit der Folge, dass die Unternehmen es erstens schwerer als früher haben, überhaupt einen Kreditversicherer zu finden - und zweitens deutlich mehr als früher für diese Versicherung zahlen müssen. Etliche Unternehmen stünden also selbst bei einem Auftragseingang momentan vor der Wahl zwischen Pech und Schwefel.

Weil zudem derzeit niemand verlässlich einschätzen kann, wie lange die Krise anhält, sorgen sich die Unternehmen nach Kenntnis der IHK um Möglichkeiten, auch später noch an Kredite heranzukommen. Solche Überbrückungskredite müssen sie womöglich in Anspruch nehmen, um Miete und Personal zu bezahlen. Doch die Hausbanken können solche Kredite ihrerseits derzeit anders als bei einigen anderen Krediten nur etwa zur Hälfte bei anderen Bürgschaftsbanken absichern. Und wie hoch das Risiko einzuschätzen ist, weiß derzeit ebenfalls niemand.

Jürgen Harmke von der Sparkasse berichtet zum Beispiel, dass einige Mitarbeiter nichts anderes mehr machen, als sich im Dschungel der Fördermöglichkeiten und Konjunkturprogramme auf dem aktuellen Stand zu halten. Doch auch bei den Kreditinstituten kann sich momentan niemand auf Prognosen verlassen, falls es überhaupt welche gibt.

Ein großes Hindernis bei den Instituten: Sie können absolut nicht beziffern, wie hoch der Abschreibungsbedarf bei Krediten im laufenden und womöglich auch noch im kommenden Jahr sein wird.

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