Literatur Biennale Auszeichnung für dreimal Heimat

Der Literaturpreis der Biennale ging an Stefan Ferdinand Etgeton, Helene Bukowski und Yannic Federer. Die Laudatio hielt Schriftstellerin Judith Kuckart.

Literatur Biennale: Auszeichnung für dreimal Heimat
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Die Laudatio folgt einer eigenen Logik. Emotional, anmutig oder von Witz geprägt sucht sie sich ihren Weg, beinahe selbstständig, zu ihrem Empfänger. So auch beim Literaturpreis der dritten Wuppertaler Literatur Biennale, der am Sonntagabend im Café Ada an der Wiesenstraße offiziell verliehen wurde.

Die Laudatio hielt Star-Schriftstellerin Judith Kuckart, die den Literaturpreis als wichtige Wertschätzung junger Autoren definierte. Wertschätzung — die galt am Sonntag den drei Abräumern des Literaturpreises, die Texte zum diesjährigen Biennale-Thema „Utopie Heimat“ eingereicht hatten.

Den Hauptpreis erhielt Stefan Ferdinand Etgeton für seine Erzählung „Gestern die Welt gestern“, in der zwei Brüder aus Deutschland in ein kleines belgisches Dorf reisen und dort einem Spannungsfeld von Chaos und Enthusiasmus ausgesetzt sind.

Zwei weitere Förderpreise gingen an Yannic Han Biao Federer für „Frank ist tot“ und Helene Bukowski für die Erzählung „Als das Wasser kam“. „Ich habe den Text nach Jahren aus der Schublade geholt“, sagt die 23-Jährige. „Die Erzählung ist in Anlehnung an mein Elternhaus entstanden. Beide, mein Vater und meine Mutter, sind von Berlin nach Mecklenburg gezogen und haben dort eine neue Heimat finden müssen.“ So geht es auch in ihrem Text um das zentrale Motiv der Heimat. Bis an die Wurzel gräbt sie, die ihre Protagonisten in der Beziehungslosigkeit zu ihrer Umwelt erscheinen lässt und dabei ganz beiläufig auf die aktuelle Flüchtlingsproblematik verweist. „Mein Vater kommt vom Meer“, schreibt die junge Nachwuchsautorin. „Bei seiner Ankunft begrüßen ihn zugezogene Fenstergardinen.“ Rundum: Es geht um Eigenarten, um Unbekanntes und Bedrohliches.

Anders bei Yannic Han Biao Federer: Sein Erzähler konfrontiert den Leser mit dem Motiv der Vergänglichkeit. Die Erzählung, ein aufwühlendes Erinnerungskaleidoskop rund um den Protagonisten Frank, geht an die Existenz. „In die Heimat werden wir hineingeworfen. Das können wir nicht selbst konstruieren“, so Federer, der aktuell an der Universität Bonn promoviert. Was genau ist nun Heimat?

„Sesshaft werden in der Sehnsucht“, sagte Judith Kuckart in ihrer Rede, und fügte an: „Eine Utopie, oder?“ So facettenreich das diesjährige Thema der Literatur-Biennale auch sein mag: „Erzählen ist Heimat“, sagt Kuckart. Zumindest, wenn es um das Autorenherz geht. Die Preise überreichte anlässlich der Feierstunde Dagmar Fretter von der Kunststiftung NRW höchst persönlich. „Wir suchen gerne nach neuen Talenten, um so neue Stimmen zu hören“, sagte sie.

Allein 25 Autoren aus Wuppertal und der Region wurde bei der diesjährigen Literatur-Biennale ein Podium geboten. „Die regionale Literaturszene ist hier ziemlich agil“, betonte Pressesprecherin Ruth Eising. Eröffnet wurde die mäßig besuchte Veranstaltung von Kulturdezernent Matthias Nocke, der sich mit dankenden und lobenden Worten an die Organisatoren richtete. Die Preisträger-Texte sind in der Literaturzeitschrift „Karussell“ erschienen.

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