Aus dem Zug gestoßen - Skinheads seit heute vor Gericht

Wuppertal. Weil sie einen jungen Wuppertaler im BahnhofSteinbeck hinterrücks umgestoßen und mit dem Kopf auf den Betonboden geschlagen haben sollen, müssen sich seit heute zwei Männer vor dem Wuppertaler Landgericht verantworten.

Ihnen wird gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Laut Staatsanwaltschaft waren die Angeklagten am 2. November 2008 gegen 3.10 Uhr in der S-Bahn 8 aus Vohwinkel in Richtung Oberbarmen unterwegs. Die beiden einschlägig vorbestraften Männer, die laut Staatsanwaltschaft der rechten Szene zugerechnet werden, kamen von einer Party und waren auf dem Heimweg. Bereits in der S-Bahn sollen sie mit einer Gruppe junger Leute aneinander geraten sein, weil sie laut Anklage rechtsradikale Lieder gesungen haben sollen. Unter anderem soll dabei das Zitat gefallen sein "Deutschland wird geführt von rechter Hand", woraufhin das spätere Opfer, ein damals 20-Jähriger, entgegnet haben soll: "Ganz bestimmt nicht".

Zum Prozessauftakt bestritt der lange als Haupttäter geltende 34-jährige ehemalige Wülfrather die Vorwürfe. Er habe nichts getan, sei unschuldig und sei verhaftet worden "für nichts und wieder nichts". Der zweite Angeklagte, ein gebürtige Dinslakener, räumte die Vorwürfe teilweise ein. Er habe sich von der Gruppe provoziert gefühlt, die er der linken Szene zuordnete. Angeblich habe der damals 20-Jährige nach ihm gespuckt, woraufhin er diesen am Bahnhof Steinbeck im Nacken gefasst und aus der Tür geschubst haben will. Von den schweren Verletzungen des Mannes will er nichts mitbekommen haben, gab aber an, eine Blutlache auf dem Boden bemerkt zu haben. Trotzdem stiegen die Angeklagten wieder in den Zug und wurden im Hauptbahnhof schließlich von der Polizei festgenommen.

Das Opfer tritt als Nebenkläger im Prozess auf. Er musste damals fünf Stunden lang operiert werden und trägt seitdem Metallplatten im Kopf. Er kämpft seit dem Vorfall mit Kopfschmerzen.

Die beiden Angeklagten sind wegen erheblicher Gewalttaten vorbestraft. Der gebürtige Dinslakener wurde vor zehn Jahren zu acht Jahren Jugendstrafe verurteilt, weil er mitzwei weiteren Skinheads einen 58-Jährigen totgetreten hatte. Der 34-Jährige wurde imJahr 2001 zu sieben Jahre Haft verurteilt, nachdem er seinen damals 15 Wochen alten Sohn schwermisshandelt hatte. Laut Urteiltrug der Säugling schwere geistige und motorische Behinderungen davon und lebt heute in einer Pflegefamilie.

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