Auf der Suche nach dem Glück in Cronenberg

Ein Nachmittag, eine Frage: Warum sind die Bewohner im „Dorp“ glücklich?

Auf der Suche nach dem Glück in Cronenberg
Foto: Stefan Fries/Sebastian Paschold

Cronenberg. Nieselregen, Düsternis, der Verkehr rauscht vorbei - der Ersteindruck passt an diesem Nachmittag nicht ganz zur Fragestellung: Sind sie glücklich? Und was hat Cronenberg damit zu tun? Nach dem ersten Zwischenergebnis der App-Umfrage von Wuppertal Institut und Happiness Research Organisation sind besonders Personen aus Cronenberg glücklich. Die WZ hat vor Ort nachgefragt. Nicht repräsentativ, sondern stichprobenartig - auf der Straße oder beim Bäcker.

Schon nach den ersten Schritten entlang der Hauptstraße wird klar, dass die App-Ergebnisse nicht ganz daneben liegen können. „Ja, ich bin glücklich in Cronenberg“, sagt Andrea Schmitt, ohne zu zögern. Bei der Frage nach dem Warum, sagt sie einen Satz, der so ähnlich an diesem Nachmittag öfters zu hören ist: „Man kennt hier viele Leute.“

Dieses Gemeinschaftsgefühl spricht auch Marcel Koch an. „Wir bleiben Cronenberger“, sagt er. Koch hat letztes Jahr das Blumengeschäft seiner Eltern übernommen, 70 Prozent sind Stammkunden. „Man quatscht und kennt sich“, sagt Koch. Und wer es abkann, kriegt einen nett gemeinten Spruch gedrückt. Das würden ältere Kunden mögen. „Sportlich-rustikal“ beschreibt Koch diese Cronenberger Umgangsformen. Was ihn nicht glücklich macht: Beim Thema Einzelhandel sei der Stadtteil „auf dem absteigenden Ast“. Immer wieder schließen Händler, das Angebot im „Dorp“ werde unausgewogener.

Eins von vielen Themen, die bei einer Art „Kaffee-Stammtisch“ bei einem Bäckern an der Hauptstraße besprochen werden. „Bei diesen Zuständen kann ich nicht glücklich sein“, sagt Gerd Hermanns. Und zählt eine Reihe von Defiziten auf: Dazu gehören die Durchgangsstraße, auf der viele eher mit 60 als mit 50 Stundenkilometern unterwegs sind („warum kriegen wir keine 30-Zone?“), der Zustand der Straßen („da werden nur die Löcher nachgebessert“) und mangelnde Polizeipräsenz. „Die Leute haben Angst, es gibt Einbrüche“, sagt seine Frau Marie-Luise Hermanns zu letzterem Punkt. Trotzdem würde sie nicht wegziehen: „Ich bin hier geboren, wir treffen jeden Tag jemanden, man ist nicht anonym“.

Buchhändlerin Monika Sommer kann auf Zuruf eine Reihe von Gründen benennen, die sie in Cronenberg glücklich sein lassen. „Weil es auf den Höhen liegt, die Luft gut und das Gras grün.“ Außerdem schätzt sie das für die Größe des Stadtteils breit gefächerte kulturelle Angebot: Musik, Chöre und Theater sind Beispiele. Dass Einzelhändler schließen, mache sie persönlich nicht unglücklich: „Ich hoffe, dass sich da was neues findet, aber das hat für mich nichts mit Glücklich-Sein zu tun“, sagt sie. Der „dörfliche Charakter“ Cronenbergs dürfe aber nicht verschwinden.

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