Auf der Hardt erwacht die Natur

Krokusse und Co. blühen bereits auf dem Gelände rund um den Elisenturm. Dirk Derhof vom Botanischen Garten gibt Tipps, wie die Blütenpracht auch daheim gelingt.

Hardt. Mehr als zwanzig Neugierige waren der Einladung des Botanischen Gartens gefolgt, um sich der Führung zu den Frühjahrsblühern anzuschließen. Besser hätten sie es kaum treffen können: Milde Temperaturen, zwitschernde Vögel, die ersten Bienen unterwegs — der Frühling legte sich unter der Woche mächtig ins Zeug. Gärtnermeister Dirk Derhof fragte: „Sind Sie gut zu Fuß?“ Der Spaziergang zu Krokus und Co. führte erstmal 72 Stufen in die Höhe, rauf auf den Elisenturm. Dort oben gab es außer der tollen Aussicht über Stadt und Garten auch schon den ersten Gärtnertipp. Derhof zeigte auf den östlichen Teil des Gartens, auf die Ecke mit den Kräutern. Auch dort zeigen sich jetzt Krokusse, wenn auch nicht so viele wie auf der großen Krokuswiese im Mittelteil.

„Wer Krokusse haben will, muss klotzen, nicht kleckern. Einfach nur fünf Tüten zu kaufen, das ist zu wenig. Man muss Masse reinbringen, sonst dauert das Jahre. Allein in dieser Ecke haben wir 100 000 ausgebracht — per Hand, Loch und rein.“

Denn nicht alle kommen durch. Ein Grund: Nicht nur Menschen freuen sich über Krokusse. Mäuse und Wühlmäuse tun das auch. Allerdings gehen sie im Botanischen Garten nicht so zu Schaden. Derhof: „Ein zwei Spatenstiche hier, dann kommt Fels. Das mögen sie gar nicht.“

Jetzt geht es runter und hin zur Krokuswiese, vorbei an Frühblühern wie dem Schneeglöckchen, dem Schneestolz, dem einen oder anderen Alpenveilchen oder auch wilden Narzissen, die schon erstes Gelb ahnen lassen. Unterwegs gibt es Beruhigendes für Krokusfreunde zu hören: Masse ist relativ. Der Krokus akzeptiert auch Kästen und Kübel, um zu wachsen. Der nächste Tipp: Die Zwiebeln in verschiedene Tiefen setzen. Dann kommen nicht alle auf einmal, sondern schön nacheinander und man hat länger Freude an den bunten Blüten.

Gartenbesitzer bekommen bei dieser Führung eine Menge an die Hand. „Achten Sie darauf, wo Sie die Krokusse pflanzen“, sagt Derhof. „Unter Bäumen und Büschen fühlen sie sich besonders wohl.“ Woran das liegt? „Der Krokus mag es im Sommer gerne trocken. Büsche und Bäume ziehen das Wasser.“ Frage auf Frage wird Derhof gestellt. Was ist mit Düngen? „Wir düngen alle zwei Jahre, wenn die Blüte gerade zu Ende ist. Mit Kalimagnesia.“ Und dann der nächste Tipp: Wenn der Krokus auf der Wiese steht — bis Juni nicht mähen. Man schneidet ihm das Laub ab, er kann keine Nährstoffe speichern und kommt im nächsten Jahr nicht wieder.

Angekommen an der großen Krokuswiese, sieht man, dass der Frost den ersten Krokussen nicht gut getan hat. „Was jetzt hier steht, das ist alles in den vergangenen Tagen gekommen“, sagt Derhof. Dazwischen etliche Krokusse, die es nicht geschafft haben. Derhof präzisiert: „Es ist nicht der Frost allein das Problem. Es ist Frost ohne Schnee. Das ist für den Garten tödlich.“

Und wenn sich Nachtfröste und Sonne am Tag abwechseln, dann kommen die Zellen mit dem ständigen Wechsel aus frieren und tauen nicht mehr klar. „Auch wenn die Pflanzen mit Zuckerstoffen ihr eigenes Frostschutzmittel herstellen.“ Was bei solchen Wechselbedingungen Not tut: abdecken. „Eventuell das Laub liegen lassen. Das schützt das Bodenleben. Im Frühjahr kann man dann richtig sauber machen.“

Derhof stellt die verschiedenen Krokussorten vor, die im Botanischen Garten wachsen. Den Krokus Thomasianus etwa, auch Elfenkrokus genannt. Oder den gelben Krokus Chrysantus. Besonders stattliche Hybridformen, die gezüchtet wurden. Was aber auch ohne Menschen geht. Wenn die Sorten so durcheinander stehen, dann macht das die Natur auch ganz alleine, wenn Hummeln und Bienen zwischen ihnen umherfliegen. „Aber gucken Sie mal hin, was fällt auf?“ Weiße, tief violette, hell violette, mittelviolette mit dunkelvioletten Spitzen stehen wild durcheinander. Nur die gelben Chrysantus stehen in festen Gruppen zusammen. „Die Gelben mischen sich nicht, die können nicht mit den anderen“, sagt Derhof, „da kann die Biene fliegen, wie sie will“.

Zurück geht es zum Elisenturm. „Kommen Sie bald wieder“, sagt Derhof zum Abschied. Vielleicht zu einer anderen Führung. Oder auch nur so. Denn jetzt erwacht die Natur.

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