Auf der einstigen Mülldeponie wachsen heute Orchideen

Am Eskesberg hat sich ein vielfältiges Biotop entwickelt, das aber Pflege durch die Menschen braucht.

Auf der einstigen Mülldeponie wachsen heute Orchideen
Foto: Gerhard Bartsch

Wuppertal. Morgens hüpfen Kaninchen und Feldhasen über den Weg, Insekten summen, die Luft duftet nach Kräutern. Schmetterlinge taumeln durch den Sommerflieder. Die ehemalige Mülldeponie am Eskesberg ist im Laufe der Jahre zu einem vielfältigen Biotop geworden. Damit das so bleibt, haben Michael Schmidt vom Naturwissenschaftlichen Verein und Frank Sonnenburg von der Biologischen Station Mittlere Wupper die Anwohner zur Biotoppflege eingeladen.

Anders als in den vergangenen Jahren ist diesmal allerdings niemand gekommen. Also mussten die beiden Experten samt Ehefrau Marie-Luise Taubald-Schmidt die Arbeit alleine erledigen. Denn ihnen geht es darum, den Artenreichtum auf dem Gelände zu erhalten. „Es ist nicht am besten, einfach alles wachsen zu lassen — dann hat man irgendwann Wald“, betont Schmidt.

Das sieht auch der Laie sofort: Auf der einen Seite der Freifläche wachsen zahlreiche kleine Birken. „Jedes Jahr wird ein Drittel der Fläche gemäht. Die Bäumchen sind jetzt also zwei Jahre alt“, erklärt Sonnenburg. Damit auch empfindliche Pflanzen eine Chance bekommen, mähen die Pflanzenexperten ehrenamtlich einige Flächen jedes Jahr.

Der Artenreichtum dankt es ihnen: „Wir haben rund 20 Arten, die hier ihren einzigen Standort haben“, betont Schmidt. So wachsen hier fünf Orchideen-Arten, darunter die Pyramidenorchis oder die Bienen-Ragwurz. „Das ist eine kleine Sensation und einmalig in Wuppertal“, freut sich Schmidt und zeigt farbintensive Bilder der Blüten aus dem Frühsommer. Doch die einheimischen Orchideen sind „total konkurrenzschwach“ und nur durch jährliche Maht überlebensfähig. Der ebenfalls auf dem Eskesberg wachsende Genfer Günsel kommt das nächste Mal erst auf den Rheinwiesen vor.

Auch die Insekten fühlen sich auf dem Eskesberg wohl. „Hier wurden 100 Wildbienen-Arten gezählt“, berichten die Naturkundler. Mit dazu beigetragen hat sicher das riesige Insektenhotel inklusive Lehmfächer, das am oberen Ende des Biotops steht. Zwei Lehmhügel wurden extra dafür angelegt, damit Insekten dort Löcher bohren können. „Die sind jetzt zu stark zugewachsen, die müssen wir wieder freilegen“, nennt Sonnenburg einen nächsten Arbeitsschritt.

Weniger Freude haben die Naturfreunde an den Hunden, die teilweise auch in größeren Gruppen über den Eskesberg tollen. „Die rennen die Pflanzen um — eigentlich sollte die Fläche nicht so intensiv begangen werden. Und die Hundehaufen düngen zu stark — die Wiese sollte eigentlich mager bleiben.“ Nur dann bleibt die Fläche ein Biotop typischer bergischer Pflanzen.

Wie diese aussehen, zeigt die freigelegte Wiese, auf der sorgfältig um einige Pflanzen herumgemäht wurde. So stehen dort ein Malven-Pflänzchen, Kratzdisteln und die Weber-Karde. Mit deren kratziger Frucht wurde früher Wolle ausgekämmt.

Die abgemähten Pflanzen harkt das Trio zu einem großen Haufen zusammen, der später abtransportiert wird. Auch einige kleine Bäumchen wollen die Pflanzen-Experten noch ausreißen. So haben dann auch kleine Pflanzen eine Chance auf dem weiten, lichten Gelände.

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