Auf dem Schneepflug: Ingolf bleibt cool im Winter-Chaos

Die Männer vom Streudienst sind den ganzen Tag im Einsatz. Die WZ hat Ingolf Tahn bei der Arbeit begleitet.

Wuppertal. Der Winter ist sein Geschäft. Ein launiges. Mittlerweile hat Ingolf Tahn ein Gespür dafür entwickelt. Das Gespür für Schnee eines Mannes der Wuppertaler Straßenreinigung. Mit Schneepflug und Salzstreumaschine kämpft er gegen die weiße Winterpracht an, wenn diese so gar nicht mehr romantisch ist. Er und seine Kollegen vom städtischen Winterräumdienst sorgen für freie Straßen. Im Einsatz sind sie dieser Tage in mehreren Schichten mit 35 Fahrzeugen ab 3.30 Uhr am Morgen. Schluss ist erst, wenn die unumgänglichen Ruhezeiten eingehalten werden müssen — nach zehn Stunden am Steuer. Und das scheint kaum zu genügen. Denn 2800 Straßen müssen in der Stadt geräumt werden. Zusammengefasst sind das in den Prioritäten eins und zwei mehr als 1100 Straßenkilometer.

Dankbar, so erzählt Tahn, sind die Leute trotz des unermüdlichen Einsatzes nicht immer. Pöbeleien eingeschlossen: „Das kommt schon vor, dass wir beschimpft werden, wenn Hausbesitzer gerade den Fußweg frei geschoben haben und wir dann mit unserem Schild wieder Schnee vor die Auffahrt schieben.“

Gerade ist er mit seinem 180 PS starken Fahrzeug auf dem Weg zur Kohlfurther Straße. Aus der Zentrale kam ein Notruf per Funk. „Das ist eigentlich permanent so“, sagt der 50-Jährige. Meist stecken dann Busse fest oder die Polizei fordert Unterstützung an. Das sei es auch, was er so an dem Job möge: den Leuten helfen.

Kritik nimmt er deshalb persönlich. „Meiner Meinung nach kann man den Winterdienst wirklich nicht besser organisieren.“ Das Problem sei vielmehr politisch bedingt. „Es werden immer mehr Stellen abgebaut, wie soll denn ohne genügend Personal besser geräumt werden?“ Er selbst ist auch nur eingesprungen. Früher hat er schon als Kraftfahrer beim Eigenbetrieb Straßenreinigung Wuppertal (ESW) gearbeitet, mittlerweile ist er dort für Informationssysteme zuständig. Aber mal aus dem Büro rauskommen, das sei schon eine schöne Abwechslung.

Nicht einmal Tief Petra kann den gelassenen Tahn aus der Ruhe bringen. Leise dudelt das Radio in der Fahrerkabine. Mit einem prüfenden Blick zur Seite kontrolliert er das „Streupult“, links von ihm: Zehn Gramm Salz pro Quadratmeter, Streubreite: vier Meter, steht auf dem Display.

Schweißperlen treiben ihm höchstens die Autofahrer auf die Stirn. „Das ist doch wieder so einer, der mich nicht vorbei lässt und am nächsten Berg stecken bleibt“, sagt er und deutet dabei auf den schwarzen Peugeot vor ihm. Ein Dorn im Auge der Winterdienst-Mitarbeiter sind außerdem Autos, die viel zu weit auf der Straße parken und so die Durchfahrt manchmal beinahe unmöglich machen. Gefährlich klingt das Kratzen einer Hecke am orangefarbenen Lack, als Tahn eine enge Straße passieren muss.

Ein paar Kilometer weiter steht das erste, schwergewichtige Opfer der glatten Straße. Ein LKW hat die Steigung an der Hahnerberger Straße nicht gepackt und steht mit Warnblinklicht am Straßenrand. Auch ein Kleintransporter bewegt sich nur noch schlingernd voran. Bilder, die sich täglich wiederholen.

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