Auch die Wuppertaler sind betroffen über Anschlag in Paris

Tausende Menschen demonstrieren in Wuppertals Partnerstadt Saint-Etienne. Viele Wuppertaler bekunden ihre Solidarität.

Wuppertal. Trauernde Menschen stellen Kerzen auf, zeigen Schilder mit der Aufschrift „Je suis Charlie“ („Ich bin Charlie“), Tausende versammeln sich zu stillen, aber entschlossenen Demonstrationen. Die Reaktionen auf den Anschlag auf die französische Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ am Mittwoch in Paris, bei dem zwölf Menschen ums Leben gekommen sind, sind in vielen französischen Städten ähnlich.

Auch die Wuppertaler sind betroffen über Anschlag in Paris
Foto: Stadt Saint-Etienne

So auch in Wuppertals Partnerstadt Saint-Etienne. Gut 2500 Menschen hätten sich am Mittwochabend zur einer Kundgebung auf dem Rathausplatz getroffen, berichtet Reiner Brinkmann vom Freundeskreis Wuppertal-Saint Etienne, der die Nachrichten im französischen Fernsehen und Radio verfolgt hat. „Es waren Reaktionen in aller Stille“, berichtet Brinkmann. Zwar hätten sich die örtlichen Politiker in den Medien zu Wort gemeldet, bei den Demonstrationen aber herrschte Stille, Anteilnahme, Betroffenheit. Der Rektor der großen Moschee in Saint-Etienne habe dazu aufgerufen, Kerzen ins Fenster zu stellen, so Brinkmann. Viele seien dem Aufruf gefolgt.

„Mich hat verwundert, dass es danach zumindest in den Medienberichten keine Kritik an den Karikaturen in ,Charlie Hebdo’ gegeben hat“, sagt Brinkmann. Der Schock habe überwogen. Natürlich wisse er nicht, wie die Menschen in den Vierteln von Saint-Etienne mit sehr hohem afrikanischen Migrantenanteil reagiert haben. Doch Berichte über Tumulte waren auch in den örtlichen Medien am Donnerstag nicht zu finden.

Brinkmanns Frau stammt aus Saint-Etienne und hat am Mittwoch sofort mit den Verwandten telefoniert. „Mein Schwager war entsetzt“, berichtet Reiner Brinkmann. Auch ihn selbst machte die Nachricht sehr betroffen: „Es ist schockierend, vor allem mit welcher Brutalität vorgegangen wurde.“

Auch im deutsch-französischen Kindergarten im Johannistal war die Betroffenheit groß. „Viele haben sofort mit ihren Verwandten telefoniert“, sagt Leiterin Maike Bauermann. Ihre französische Kollegin war am Donnerstag noch so schockiert, dass sie öffentlich gar nicht darüber sprechen wollte. Allerdings machte sie sich mit anderen zu einer Kundgebung gestern Abend in Remscheid auf. Maike Bauermann kann es selbst jedenfalls noch nicht fassen: „Dass so etwas in einem Land passiert, das für Demokratie steht, ist unglaublich.“

Doch genau für diese Demokratie und freie Meinungsäußerung gingen die Menschen nun auf die Straße, sind sich Brinkmann und Bauermann einig. Brinkmann will in einer E-Mail die Solidarität des Freundeskreises ausdrücken. Das hat auch Oberbürgermeister Peter Jung in einem Schreiben an seinen Amtskollegen in Saint-Etienne bereits getan: „Ich möchte Ihnen im Namen aller Wuppertalerinnen und Wuppertaler unsere tief empfundene Anteilnahme und uneingeschränkte Solidarität versichern“, schreibt er. Zum Gedenken an die Opfer weht die Fahne am Wuppertaler Rathaus bis zum Samstag auf Halbmast.

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