„Auch den Kindern muss die Schule gefallen“

Im Februar entscheidet sich, auf welche Haupt-, Real- oder Gesamtschule oder welches Gymnasium künftige Fünftklässler gehen.

Symbolbild.

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Foto: dpa

Das vierte Schuljahr ist für viele Kinder und ihre Eltern ein spannendes Jahr. Es steht die Entscheidung an, auf welche weiterführende Schule das Kind nach vier Jahren in der Grundschule gehen wird. „Die Grundschule bereitet den Übergang auf die weiterführende Schule vor“, sagt die Schulamtsdirektorin Christina Willert.

Bereits im November werden die Eltern individuell an der Grundschule durch den Klassenlehrer beraten und es wird den Eltern eine Empfehlung gegeben, welche Schulform für das Kind infrage kommt. Auf einem Informationsabend stellen die Grundschulen die verschiedenen Schulformen vor, um das Spektrum aufzuzeigen. „Dabei wird auch darauf eingegangen, welche Fähigkeiten Kinder für die jeweilige Schulform brauchen“, sagt Richard Voß aus dem Leitungsteam der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften (GEW). Er ist selbst Schulleiter einer Grundschule und weiß: „Viele Eltern befolgen die Ratschläge der Grundschullehrer.“

Im November haben die Eltern Gelegenheit auf Informationsabenden die einzelnen Schulen kennenzulernen. Auf diesen Veranstaltungen stellen die Schulen ihre Angebote vor. Vor Weihnachten öffnen die einzelnen Schulen ihre Pforten für den „Tag des offenen Unterrichts“, an dem Eltern und Grundschüler „den Geist der Schule“ kennenlernen können, sagt Kirsten Dicke vom Erprobungsstufenteam des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums.

Gerade, wenn Eltern unsicher seien, seien diese Tage günstig, um ein Gefühl für die Schule zu bekommen, so Dicke. Für die Viertklässler sei es deshalb auch wichtig, zu sehen, wie Schule lebt. „Wir versuchen, möglichst viele Schüler einzubinden, die berichten können, was an der Schule alles gemacht wird“, berichtet Dicke. Den Kindern müsse die Schule auch gefallen, sagt Voß von der GEW. „Zum Glück sind die Eltern da heute sensibler“, sagt er.

Wer weiteren Beratungsbedarf hat, kann sich in den einzelnen Schulen individuell beraten lassen. „Häufig bewegen die Eltern Fragen, wie zum Beispiel die, mit welchen Kindern das eigene in eine Klasse kommt“, sagt Dicke. Da achte die Schule schon darauf, dass Kinder aus der gleichen Grundschule in eine gemeinsame Klasse kommen.

Mit der Ausgabe der Halbjahreszeugnisse am kommenden Freitag wird auch die schriftliche Empfehlung für eine Schulform ausgegeben. „Darin wird die Empfehlung für eine Schulform begründet, wie das Arbeitsverhalten und die Fähigkeiten des Kindes sind — natürlich im Einklang mit den Noten“, sagt Voß von der GEW. Die Gewerkschaft sieht die frühe Differenzierung kritisch.

„Das sind schon elementare Entscheidungen für die Eltern“, so Voß. Der Vorschlag der Gewerkschaft lautet daher längeres gemeinsames Lernen wie in anderen Bundesländern, zum Beispiel Berlin, in denen die Grundschule sechs Jahre dauert. Trotz der Empfehlung der Grundschule zählt der Elternwille. „Wenn ein Kind mit einer Hauptschulempfehlung auf das Gymnasium will, muss es sich auf ein Gespräch in der gewünschten Schule einstellen“, sagt Voß.

Viele Eltern entscheiden sich aufgrund von Empfehlungen für eine weiterführende Schule. „Auf diesem Weg kommen etwa 70 Prozent der Schüler zu uns“, sagt Hans-Werner Jahn, Schulleiter des Gymnasiums am Kothen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Entscheidung für eine Schule bei vielen Eltern schon gefallen.

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