Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944: „Zivilcourage fällt nicht vom Himmel“

Jüdische Kultusgemeinde, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und Stadt erinnerten an das Attentat auf Hitler 1944.

Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944: „Zivilcourage fällt nicht vom Himmel“
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. „Der Mensch sei Mensch“ so steht es in Stein gemeißelt auf dem Mahnmal im Deweerth’schen Garten. Zu dessen Füßen hatte sich am Mittwochabend eine große Gruppe von Menschen versammelt, die auf Einladung der Stadt, der jüdischen Kultusgemeinde und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit an das Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 erinnern wollten. Eine Aktion, die die Herrschaft der Unmenschlichkeit beenden sollte. Das Attentat missglückte, und die meisten der unmittelbar beteiligten Attentäter wie Claus Schenk Graf von Stauffenberg wurden noch in der gleichen Nacht hingerichtet und ihre Familien, sogar die Kinder, in Sippenhaft genommen.

Bürgermeisterin Ursula Schulz schilderte in ihren Begrüßungsworten die Ereignisse von damals in Kurzform und nahm die Ereignisse vom 20. Juli 1944 zum Anlass, all der Menschen zu gedenken, die Widerstand leisten und erinnerte an das Geschenk, heute in einem freien, demokratischen Deutschland leben zu dürfen. Schulz appellierte an die Zuhörerschaft, sich mit aller Kraft für die Demokratie einzusetzen.

Hauptredner der eindrucksvollen Feierstunde war Diakoniedirektor Martin Hamburger, der in seinem Vortrag „Zivilcourage - damals und jetzt“ die Brücke schlug von Martin Luther „Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir“, zu Dietrich Bonhoeffer, der sich der Widerstandsgruppe um Admiral Canaris angeschlossen hatte und am 9. April 1945 in den letzten Kriegswochen im Konzentrationslager Flossenbürg von den Nazis ermordet worden war.

Hamburger nannte auch die Namen von Mahatma Ghandi, Martin Luther King und Nelson Mandela, die Widerstand geleistet hatten, trotz der erheblichen persönlichen Nachteile, die sie erleiden mussten. Dass man auch im Alltag den Anfängen wehren kann, schilderte der Diakoniedirektor anhand eines kleinen Beispiels aus dem Alltag, als eine alte Dame an der Supermarktkasse fremdenfeindlichen Sprüchen entgegentrat. „Zivilcourage fällt nicht vom Himmel. Der Kampf gegen menschenverachtende Diktaturen darf nicht enden“, betonte Hamburger.

Politiker der im Rat vertretenen Parteien, der Gemeinden und Institutionen legten zwölf Kränze am Mahnmal nieder und versammelten sich zu einer Schweigeminute, untermalt von den schwermütigen Klängen des Saxofon-Quartetts unter der Leitung von Thomas Voigt.

Aber nicht nur Politiker nahmen an der Gedenkfeier teil. Eine Gruppe älterer Herren war zusammen mit dem Vorsitzenden der jüdischen Kultusgemeinde, Leonid Goldberg, gekommen. Und viele Mitbürger jeden Alters wie Judith Jammer, die - wann immer es ihr möglich ist - an den Jahrestagen des Hitler-Attentats in den Deweertschen Garten kommt. „Das ist für mich Verpflichtung und Tradition. Es ist wichtig, sich an damals zu erinnern und alles zu tun, damit es nie wieder eine solche Gewaltherrschaft gibt.“

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