Lieferung Am Samstag kommt die neue Schwebebahn

In Vohwinkel können Wuppertaler einen Blick auf den ersten Wagen der vierten Generation werfen. Der Probebetrieb dauert bis Mitte 2016.

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Foto: WSW/Andreas Fischer

Wuppertal. Für viele an der Bromberger Straße ist Weihnachten an diesem Jahr schon am 14. November. In der Zentrale der Wuppertaler Stadtwerke (WSW) fiebert zumindest jeder diesem Tag entgegen, der irgendetwas mit der Schwebebahn zu tun hat. Auch Ulrich Jaeger. Selbst dem meistens eher gelassenen Geschäftsführer der WSW mobil GmbH wird die Zeit zu lang. Dabei hat er das Meisterwerk der Technik schon in voller Größe gesehen. „Ich war in Valencia“, sagt er. Und: „Die wird großartig.“ Jaeger ist begeistert von der vierten Generation Schwebebahnwagen. Sie sind das Maß der Dinge in Technik und Design. So zumindest sehen Jaeger und das Düsseldorfer Unternehmen Vossloh Kiepe das, in dessen Werk in Spanien die Wagen derzeit montiert werden.

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Das Wuppertaler Ereignis wirft weltweit seine Schatten voraus. Aus aller Herren Länder fragen Journalisten nach der Schwebebahn. Der Modellspielzeug-Hersteller Herpa hat sich die Rechte an den neuen Wagen im Maßstab H0 (1:87) gesichert. Es wird Standard- und limitierte Premiummodelle geben, zum Preis von 49,90 und 69,90 Euro. „Die Nachfrage ist riesig“, sagt Jaeger. „Das ist ein hochemotionales Thema. Man kann sich in Wuppertal über viele Dinge streiten. Aber bei der Schwebebahn gibt es keine zwei Meinungen.“

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Foto: WSW/Andreas Fischer

Jaeger ist seit fünf Jahren bei den Stadtwerken. Aus Erzählungen kennt der WSW-Geschäftsführer das lähmende Entsetzen, das sich nach dem tragischen Unfall im Jahre 1999 in der Stadt breitmachte. Er hat von der Erleichterung gehört, mit der die erste Bahn nach dem Unglück beobachtet wurde. Die Geschichte des trotzdem sichersten Verkehrsmittels überhaupt ging weiter.

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Foto: Andreas Fischer

Und nun wird ein neues Kapitel geschrieben. Schließlich ist es etwa 40 Jahre her, dass die Bahn zum bisher letzten Mal neue Wagen bekommen hat. Sie schweben seither beklebt oder in der orange-blauen Originallackierung über die Wupper. Innerhalb des nächsten Jahres werden sie nach und nach abgehängt. Dann schweben die Wuppertaler nur noch in Hochtechnologie von Vohwinkel bis Oberbarmen und zurück. In jedem Wagen sind 20 Kilometer Kabel verlegt. Wo früher vielleicht Relais ihren Dienst taten, sorgen heute Bit und Bytes für Mobilität. Und das Ganze bei höherem Tempo und besserem Komfort.

„Um die Sitze haben wir gekämpft“, sagt Ulrich Jaeger. Die WSW wollten Holz statt Kunststoff. Dafür einen Hersteller zu finden, war nicht einfach. Aber es ist geglückt. Unter dem roten, grünen oder gelben Stoff verbirgt sich nun das Naturmaterial, angenehmer und brandsicher. Am Heck jedes Wagens geben Panoramascheiben den Blick auf die Stadt und die Wupper frei. „Das wird ein ganz neues Fahrgefühl“, verspricht der Geschäftsführer.

Bis alle Wuppertaler das genießen können, dauert es allerdings noch ein bisschen. Nächste Woche ist die erste Bahn zwar im Tal, aber aufgehängt wird sie erst im Frühjahr. Erste Testfahren sind für Februar, März geplant. Funktioniert alles reibungslos, beginnt der Austausch aller Wagen — und die Zukunft eines der berühmtesten Verkehrsmittel der Welt.

Wuppertal hat in seiner Geschichte viele Spuren hinterlassen. Politische durch Friedrich Engels und Johannes Rau beispielsweise. Theologische durch die Barmer Erklärung, soziale durch das Elberfelder System. Aber niemand und nichts reicht so sehr in die Gegenwart wie die Schwebebahn. Das weiß auch der Vorsitzende des Stadtmarketingvereins Wuppertal aktiv, Christoph Nieder. Für ihn ist das Verkehrsmittel „Rückgrat und Blutbahn der Stadt“. Die ganze Welt strebe nach Alleinstellungs-Merkmalen. „Die Schwebebahn ist das wertvollste, das es geben kann“, sagt Nieder.

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