Karneval Altweiber: Närrinnen stürmen das Rathaus

Etwa 100 Karnevalistinnen übernahmen am Donnerstag symbolisch die Macht in der Stadtverwaltung. Ein Spaß für alle Beteiligten.

Karneval: Altweiber: Närrinnen stürmen das Rathaus
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Sozialdezernent Stefan Kühn mühte sich wirklich nach Kräften, den Ansturm der gut hundert jecken Weiber auf das Rathaus am Donnerstagvormittag aufzuhalten. Und das sah so aus: Im Foyer sangen und schunkelten die kostümierten Frauen zum Akkordeonspiel von Klaus Pietz, textsicher schmetterten sie die Zeilen des Wuppertaler Heimatliedes „Jonges ut’m Dal“. Stefan Kühn, gekleidet in schottischer Tracht, sprang fröhlich zwischen ihnen hindurch, grüßte, stellte sich als Steve McSocial vor. Und dann schlug es 11.11 Uhr.

Die Gesellschaft setzte lautstark zum Ansturm an und zog im Pulk hinauf in die erste Etage in den Sitzungssaal, Kühn eilte hinterher. „Chef, ich hab den Kampf verloren!“, rief er oben angekommen dem Oberbürgermeister Andreas Mucke unter dem Johlen der Jecken zu. Der mimte in seinem traditionellen Garnbleicher-Kostüm ganz vortrefflich den Bestürzten.

Der große Sitzungssaal, sonst eher Ort des Geschehens für wichtige politische Entscheidungen, war nach kurzer Zeit voll mit fröhlichen, bunt kostümierten Menschen. Natürlich überwiegend Frauen, schließlich war Weiberfastnacht. „Das ist lustig mal so ganz ohne die Männer“, findet die 49-jährige Claudia Günther, die mit dem Karneval aufgewachsen ist. „Heute Abend dürfen die aber wieder dazustoßen.“

Und dann ging es den wenigen Herren im Raum auch schon an den Kragen: Die Frauen jubelten, als Karnevalsprinzessin Nadja I. dem Oberbürgermeister und Mr. McSocial die Schlipse mit einer großen Schere abschnitt. Geschafft: Die Närrinnen hatten das Rathaus erobert.

Um das zu manifestieren, trug Silvia Hagedorn, Präsidentin der Großen Wuppertaler Damen Karnevalsgesellschaft, in Gedichtform vor, was der OB und seine Verwaltung denn im vergangenen Jahr so alles verbockt hätten. Der antwortete prompt mit einem eigenen Gedicht, in dem er sich darauf freute, am Aschermittwoch wiederzukommen und alle Probleme der Stadt durch die Karnevalisten gelöst vorzufinden. „Jetzt wird gesungen, getanzt und gelacht, ich leih’ euch gerne meine Macht“, hieß es da, und dem wurde auch allenthalben Folge geleistet. Musik ab, alle untergehakt, und das nächste Wuppertal-Lied angestimmt. Am lautesten sang zweifelsohne der Oberbürgermeister.

Nach der friedlichen Übernahme war das närrische Treiben der Jeckinnen noch lange nicht vorbei. Die Gattin des Karnevalsprinzen etwa, Heike Michaelis, feierte wie viele andere fröhlich auf einer Veranstaltung der Weinberger Funken in der alten Feuerwache an der Gathe weiter.

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