Als Komparse beim Wishlist-Dreh

WZ-Redakteur Daniel Neukirchen durfte gestern im Haus Müngsten bei den Dreharbeiten zur zweiten Staffel mitmachen.

Als Komparse beim Wishlist-Dreh
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal/Solingen. „Handys auf Flugmodus. Alle auf Position. Ruhe bitte, wir drehen.“ Auf Kommando von Set-Koordinator Max Richard wird es im Haus Müngsten an der Solinger Stadtgrenze zu Wuppertal still. Die Klappe fällt für die ersten Szenen der zweiten Staffel von Wishlist. Marc Schießer, Regisseur der erfolgreichen Webserie, verfolgt konzentriert das Schauspiel auf zwei Monitoren: Langsam beginnt Wishlist-Miterfinder Marcel-Becker Neu (spielt „Dustin“ in der Serie) Butter über die krosse Oberfläche zu streichen. Ein surreales Bild: 35 Crewmitglieder und zehn Komparsen hängen mit ihren Blicken am Toast. Durch die Gastronomie wabert künstlicher Nebel, um der Serie ihren mysteriösen Anstrich zu geben. Marc Schießer bricht ab und frotzelt: „Das sieht extrem unprofessionell aus. Hast du schon mal einen Toast geschmiert?“ Das sorgt für Lacher im Raum. Im zweiten Versuch ist der Toast im Kasten. Jetzt sind die Menschen dran.

Als Komparse beim Wishlist-Dreh
Foto: Vincent Franken

Einer der Komparsen kommt an diesem Drehtag von der WZ und schnuppert erstmalig Filmluft. Im Mittelpunkt der Szene steht eigentlich Dustin, der beim Frühstück eine neue, undurchsichtige Protagonistin (gespielt von Yvonne Yung Hee Bormann) kennenlernt. Doch jeder der Komparsen fährt heute seinen eigenen Film. Die zusammengewürfelte Gruppe soll gleich im Hintergrund relaxt frühstücken — und dabei nicht negativ auffallen.

Katrin Kaiser und Traute Birk-Ney sind schon ganz gespannt. Sie haben in der Zeitung vom dem Komparsen-Aufruf gehört und haben sich heute den ganzen Tag Zeit genommen. Voraussichtlich wird von 10 bis 19 Uhr gedreht — wahrscheinlich länger. „Ich hoffe, wir werden am Ende nicht rausgeschnitten“, sagt Katrin Kaiser und lacht. Das hofft auch Wishlist-Fan Jackie-Haaser. Die 19-Jährige ist extra aus Österreich angereist, um einmal in ihrer Lieblingsserie mitspielen zu können. Und um einmal mit der Schwebebahn zu fahren, die sie bislang nur als futuristisches Gefährt aus der Serie kannte.

„Wir brauchen dich als Wischer.“ Set-Koordinator Max Richard leutet das Schauspieldebüt des WZ-Komparsen ein. In der aktuellen Szene wird also ein „Wischer“ benötigt, eine Person, die durchs Bild läuft und damit die Szene dynamisch macht. Erstmal gibt’s eine neue Oberbekleidung, denn die Kamera mag keine gestreiften T-Shirts. Kurzum verleiht Setkoordinator Richard seine Trainingsjacke.

Mit einem vollen Teller vom Buffet ausgerüstet, geht es auf die Markierung. Im Prinzip alles leicht. Gehen auf Kommando. Müsste klappen. Marc Schießer weiß, dass das nicht immer so ist: „Es sind auch schon Komparsen gestürzt. Hat es alles schon gegeben.“ Also: Vorsicht mit den Füßen, zumal es gilt, über die Schienen zu steigen, auf denen sich die Kamera langsam dem Tisch mit den Hauptfiguren nähert.

Nachdem Schießer sein Kommando „Und bitte...“ gegeben hat, zählt der WZ-Komparse noch bis fünf und kreuzt dann die Kamera. Perfekt, denkt sich der Laie. Doch Marc Schießer will’s wirklich perfekt haben. „Lieber nach zehn Sekunden starten. Und bitte den Teller auf Höhe der Kamera halten.“ Nächster Versuch: Länger warten, Teller auf Bauchhöhe — und perfekt. Denkste. Marc Schießer will noch zwei Takes. Neue Anweisung: Vor dem Losgehen noch einen Schritt nach links, aber nicht zu früh, sonst sieht die Kamera vorher den Teller. Zufrieden? Jawoll.

Die Komparsen sind warm geworden. Als nächstes kündigt Regisseur Schießer, eine Totale an. Die Statisten werden untereinander verkuppelt und täuschen nun ein ganz normales Frühstück vor. Das Problem: Bei einem ganz normalen Frühstück wäre der Teller in drei Minuten leer. Doch vor der Kamera gilt es, möglichst langsam zu essen, damit der Teller in der nächsten Aufnahme nicht schon leer ist.

Endlose Minuten wird also ein Croissant in hauchdünne Einzelteile zerlegt und tropfenweise Apfelsaft genippt. Währenddessen ist eine angeregte Unterhaltung gewünscht. Allerdings stumm. Über alldem kreist der Gedanke „Natürlich benehmen!“, während der Blick der Kamera fast spürbar auf dem Gesicht ruht. Nach einer Viertel-Stunde Brunch-Pantomime entlässt Schießer die Komparsen in die Mittagspause: „Danke, ich habe noch nie Leute so realistisch frühstücken sehen.“ Unter dem Applaus der Crew lassen sich die Komparsen erleichtert in die Stühle sinken.

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