Als die Pakete noch mit der Postkutsche gebracht wurden

Im Dezember 1958 war die letzte Postkutsche unterwegs. Günter Dorn erinnert sich. Er fuhr damals als Postjungbote mit.

Wuppertal. Selten haben die Wuppertaler Postpferde so viele Zuckerstückchen bekommen wie im Dezember 1958. Da nahm die Bevölkerung Abschied von der Paketzustellung per Pferdekutsche, die Postbeamten hatten eigens ihre alten Uniformen angezogen. Ein Stück Wuppertaler Geschichte ging zu Ende.

Günter Dorn (73) kann sich noch gut an die Zeit erinnern, er fing 1953 als Postjungbote im Postamt Barmen an. Einen Teil seiner Ausbildung verbrachte er auch bei der Paketzustellung. Hinter dem Engelshaus war ein Pferd bei einer Spedition untergestellt, die anderen waren in Elberfeld untergebracht. „Es hieß Felix und humpelte“, erzählt der Wuppertaler schmunzelnd. „Der Kutscher kam von der Spedition und hatte eine Postmütze auf. Ein Postbeamter fuhr mit, und wenn der Wagen bis oben beladen war, gab’s einen weiteren Zusteller.“

Die Wagen wurden frühmorgens beim Postamt beladen und dann wurde angespannt. Bei Regen wurde eine Plane über die Pakete gezogen, abends leuchtete eine Lampe den Weg. An der Kutsche war ein kleines Schild angebracht, da konnten die Pakete wieder abgegeben werden. „Wir sind zwei Mal am Tag rausgefahren. Jeden Mittag musste das Pferd eine Stunde Pause machen“, erinnert sich der Wuppertaler, der bis 1994 im Postdienst tätig war. „Bei Regen und Schnee war das echte Knochenarbeit.“

Übrigens: Auch die Wicküler Brauerei wurde beliefert, da gab’s dann nicht nur für den Kutscher, sondern auch für das Pferd, ein Schlückchen.

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