Ärger um die Jugendschutzstelle

Die Anwohner der Hünefeldstraße fühlen sich massiv gestört.

Wuppertal. Beschmierte Wände, Zigarettenkippen im Hauseingang, kiffende Jugendliche auf der Treppe und Fäkalsprache auf der Straße - seit die Caritas-Jugendschutzstelle im April von der Bocksledde an die Hünefeldstraße gezogen ist, fühlen sich die Anwohner dort massiv gestört. "Innerhalb des Gebäudes ist alles geregelt, so unser Eindruck, aber kaum sind die Jugendlichen draußen, wird geraucht. Sie drücken ihre Zigaretten sogar bei uns am Holzwerk im Eingang aus und zündeln", beschwert sich ein Anwohner. Er, wie drei weitere Nachbarn, wohnen in Eigentumswohnungen in unmittelbarer Nähe, ihren Namen wollen sie in diesem Zusammenhang lieber nicht in der Zeitung lesen.

"Wände, Boden und Stufen sind vollgespuckt, ich mache das täglich mit der Gießkanne weg", sagt eine Nachbarin. Teilweise werde man übel beschimpft, wenn man die Jugendlichen auf ihr Verhalten hinweise. In ihrer Wut würden sie auch schon mal gegen Auto-Seitenspiegel schlagen, Autos beschmieren und gegen Wände treten - Polizei-Einsätze seien keine Seltenheit.
An manchen Tagen kämen bis zu 15 andere junge Leute zu Besuch zur Schutzstelle, die seien teilweise besonders penetrant. "Die wissen alle, dass sie hier nicht zu Hause sind und verhalten sich dementsprechend wie die Axt im Walde", sagt eine Frau.

Sie und die Nachbarn wohnen schon seit vielen Jahren an der Hünefeldstraße und befürchten, dass ihre Gegend in immer schlechteren Ruf gerät. "Wir tun hier viel, um zu renovieren und die Häuser wieder auf Vordermann zu bringen", sagt ein Anwohner. "Es wird immer schwieriger, zu verkaufen oder zu vermieten." Sie seien sich zwar immer im Klaren darüber gewesen, dass sie nicht in der besten Lage wohnen würden. Mit dem Brockenhaus oder auch mit den Jugendlichen, die sich auf dem benachbarten Spielplatz und am Kiosk treffen, habe es aber nie Ärger gegeben.

Zwar gehe es phasenweise auch mal ruhig zu und die Mitarbeiter der Schutzstelle seien immer freundlich und bemüht, zu helfen. Aber: Mit den Jugendlichen habe es von Anfang an Ärger gegeben. Besonders schlimm sei es in den Schulferien gewesen.

"Wir als Anwohner haben doch auch Rechte. Da muss mehr Druck aufgebaut werden" - so die Meinung unter den Nachbarn. Zwar ist da ein grundsätzliches Verständnis für die Jugendlichen in ihrer Problemlage, aber man fühlt sich in den Rechten als Anwohner gestört.
Caritasdirektor Christoph Humburg kennt das Problem und kann den Ärger nachvollziehen. "Ich habe dafür vollstes Verständnis, niemand will in seinem Umfeld so gestört werden." Solange die Jugendschutzstelle nicht auf einer grünen Wiese untergebracht sei, könne es aber immer wieder zu Unruhen kommen.

Gleichzeitig gesteht er ein, dass die Einflussnahme auf die Jugendlichen nur bedingt möglich sei. "Wir können die nicht einfach einsperren oder einschließen, das ist das Schwierige", sagt er. Die Jugendlichen haben keine Arreststrafen. Außerdem ginge es um die Reintegration der Jugendlichen - viele von ihnen haben bereits eine psychiatrische Behandlung hinter sich oder haben Drogenprobleme. Schwierig sei der Umgang auch, weil die Jugendlichen nur übergangsweise in der Schutzstelle untergebracht werden. Auch an der Bocksledde habe es Beschwerden gegeben.

Der Caritas sei an einer vernünftigen Lösung gelegen. In den nächsten Wochen will der Vorstand deshalb auf die Anwohner zugehen und gemeinsam nach Lösungen suchen.
Aufgabe des Zivis der Einrichtung sei es schon jetzt, jeden Tag nach Beschmutzungen Ausschau zu halten und diese zu entfernen. Außerdem würden die Mitarbeiter kontrollieren, ob vor der Tür geraucht werde und ob die Jugendlichen Kippen hinterlassen. Laut Bestimmung des Landesjugendamtes darf die Einrichtung kein Raucherzimmer haben.

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