Wuppertal-Langerfeld Abstieg in eine feuchte Unterwelt

Tausende Kubikmeter fassen die Becken der Regenrückhalteanlage in Langerfeld. Die WZ hat sich dort einmal umgesehen.

Wuppertal-Langerfeld: Abstieg in eine feuchte Unterwelt
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal-Langerfeld. Der flache Backsteinbau umgeben von einem Maschendrahtzaun wirkt auf den ersten Blick eher unscheinbar. Hinter Metalltor und Stahltür führen Treppenstufen in eine dämmrige Tiefe. Die Schritte hallen von den nackten Betonwänden wider. Irgendwo tropft es. Atemwölkchen füllen die feucht-kühle Unterwelt.

Wuppertal-Langerfeld: Abstieg in eine feuchte Unterwelt
Foto: Andreas Fischer

Das schummrige Licht spiegelt sich auf der schwarzen Wasserfläche des rechteckigen Beckens. Eine Leiter führt hinab. „Wenn das Wasser nicht so schmutzig wäre, könnte man dort schwimmen gehen“, sagt Thorsten Gigl mit einem Grinsen. Als Gruppenleiter für Sonderbauwerke der WSW ist er für das Regenrückhaltebecken in Langerfeld verantwortlich.

Ein dunkler Rand an Wänden und Säulen markiert den höchsten Wasserstand im drei Meter tiefen Becken. „Da hat sich der Schmutz abgelagert. Der Wasserstand dürfte jetzt so bei 1,80 Meter liegen“, sagt der Fachmann. Alle sechs Monate steigt er mit seinen Kollegen in den Pool hinab, um ihn gründlich zu säubern.

„Den groben Schmutz schwemmen diese Spülkippen hier regelmäßig weg“, sagt Thorsten Gigl und deutet auf zwei blecherne Schütten, die im hinteren Teil unter der Decke hängen. „Dort unten in der Ecke ist die Pumpe. Sie fördert das klarere Oberflächenwasser in die Kippen“, sagt der Mann in der reflektierenden Warnjacke und zeigt auf das kleine Gerät, das in der Ecke aus dem brackigen Wasser ragt.

Rohre führen auf die Spülkippen zu, die wie zwei riesige Badewannen wirken. „Wenn sie voll sind, kippen sie hinten über und lassen das Wasser mit Schwung in das Becken rauschen“, sagt Thorsten Gigl und klopft mit den Fingerknöcheln gegen den runden Metallkörper. Ein hohler Ton schallt zurück, die Schütten sind leer. Die Wucht, mit der sie das Wasser durch das Becken rauschen lassen und es in ein Wellenbad verwandeln, ist nur zu erahnen.

Aufgetaucht aus der Unterwelt veranschaulicht Thorsten Gigl im Technikraum das gesamte Ausmaß der Anlage. Das unterirdische Klärbecken erscheint auf dem Schaltdiagramm Rosa. Es ist direkt mit zwei nierenförmigen Teichen in tiefem Blau verbunden. „Das sind die oberirdischen Becken. Wenn die Kammer unten voll ist, läuft das Wasser über die Schwelle in den offenen Bereich. Von dort leiten wir es gedrosselt in die Schwelme ab.

„Dort, wo die Steine sind, ist der Zulauf“, erklärt der Experte und weist mit der Hand auf drei Findlinge, die wie zufällig auf dem Grund des mit Gras bewachsenen Beckens liegen. Nur vereinzelte Pfützen in der wannenähnlichen Vertiefung und büschelweise vertrocknetes Schilf deuten darauf, dass dort vorübergehend eine Seenlandschaft entsteht.

„Nur alle fünf Jahre laufen die beiden Becken hier voll. Das eine fasst 11 710 Kubikmeter, das andere 2940. Wir leiten das Wasser mit 800 Litern, also etwa vier Badewannen pro Sekunde in die Schwelme ab. Das ist schon eine ganze Menge“, sagt Thorsten Gigl. Wie viel Wasser von oben herunter kommt, erfasst ein verchromter Zylinder, der unscheinbar aus dem Rasen aufragt. „Das ist ein Niederschlagsmessgerät. Es zählt die Menge pro Minute.“ Im Moment liegt der Wert bei null, es ist trocken.

Die Kollegen nutzen die Gelegenheit, zu einem Kontrollgang in die Tiefe zu steigen. Mit einem Ganzkörperölzeug, Helm und Klettergurt ausgerüstet, seilt sich Michael Wichelhaus in den schmalen Schacht zum Ablauf ab. Wie durch ein Bullauge schauen die Kollegen zu ihm hinab. Als schwarzes, glitzerndes Band rauscht das Wasser durch die geziegelte Rinne. „Alles okay, Micha?“, brüllt Jürgen Hess gegen das Brummen der Maschinen nach unten. „Ja!“ hallt es von unten hinauf. „Wasser kommt!“, warnt Jürgen Hess und dreht den Hahn am Wasserwagen auf. Unten nimmt das Rauschen zu. Ein Schwall ergießt sich über die Backsteine und reißt allen Schmutz mit sich.

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