„Früher konnten sich Schüler besser konzentrieren“

Zwei Gymnasiallehrer im Ruhestand blicken zurück auf 36 Jahre im System Schule.

Wuppertal. "Die Zeit steht nicht still. Auch, und gerade in der Schule nicht," sind sich Hildegard Kalcevic und Peter Sandhoff einig. Nach 36 Jahren im Schulalltag blicken sie nun kritisch zurück auf die Veränderungen im System Schule. Soviel jedoch vorweg: Beide waren Lehrer aus Leidenschaft und haben ihre Arbeit am Gymnasium Am Kothen trotz aller Veränderungen genossen.

Der selbstverständliche Einsatz neuer Medien ist eine wesentliche Veränderung Schulalltag. Mit ihrem Einsatz haben sich viele Lehrer anfangs schwer getan, heute ist die Benutzung von Beamer, Laptop und co. im Unterricht alltäglich. "Mit dem Internet eröffnen sich ja auch völlig neue Möglichkeiten", erzählt Sandhoff. Es sei viel einfacher, die Schüler mit Internetprojekten bei Laune zu halten und Abwechslung in den Schulalltag zu bringen.

Innerhalb der Schülerstrukturen haben die Englischlehrerin und der Sportlehrer große Veränderungen bemerkt. "Unsere Schüler sind auch heute noch sehr nett, früher waren sie jedoch einfach noch ein bisschen höflicher und konnten sich besser konzentrieren", sagt Kalcevic. Nur auf den Computer will die Lehrerin das Phänomen Konzentrationsschwäche nicht schieben. "Klar, vor dem Computer bewegen sich die Kinder weniger und kommunizieren zu wenig. Aber ein großes Problem ist doch auch die generelle Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft", erklärt Kalcevic. Das Leben ist hektischer geworden und Schüler sollen in viel kürzerer Zeit immer mehr leisten. Lerntests und einheitliche Richtlinien seien zwar im Sinne der Vergleichbarkeit gut, dennoch steige dadurch der Zeit- und Leistungsdruck auf Schüler und Lehrer.

Auch Sandhoff bemerkt eine Veränderung im Schülerverhalten: "Ich hatte früher nie einen Schüler bei dem ich nicht wusste, wie es weitergehen soll." Heute seien Kinder mit großen Konzentrationsproblemen und Hyperaktivität aber an der Tagesordnung. Und immer wieder sehen sich die Lehrer heute in der Verantwortung, wenn es darum geht soziale Kompetenzen wie Respekt oder Rücksichtnahme zu vermitteln.

Einheitliche Lerninhalte sorgen zudem für wenig Spielraum in der Stundenplangestaltung. "Früher entschieden wir mit den Schülern, welches Buch gelesen werden soll", erinnert sich Kalcevic. Heute stehe aufgrund der Richtlinien ein bestimmtes Shakespeare-Stück auf dem Lehrplan. "Das macht es nach ein paar Jahren doch auch für die Lehrer langweilig."

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