„Die Stadt und ich kommen nicht mehr voneinander los“

Als hätte es die Querelen um den Namensgeber nie gegeben: Die Stadt verlieh gestern ihren Kulturpreis unter neuem Namen an den Schriftsteller Michael Zeller.

Wuppertal. "Diese Stadt hat der Familie von der Heydt viel zu verdanken. Deshalb trägt der Preis ihren Namen", erklärte Oberbürgermeister Peter Jung gestern anlässlich der Verleihung des Von der Heydt-Preises.

Doch bevor die Hauptperson, der zu ehrende Schriftsteller Michael Zeller, der seit zehn Jahren im Tal lebt, den mit 12500 Euro dotierten Kulturpreis entgegen nehmen konnte, sorgte die mit dem Förderpreis (5000 Euro) ausgezeichnete Bratschistin Barbara Buntrock für einen fulminanten musikalischen Auftakt.

Zusammen mit dem Pianisten Daniel Heide interpretierte die 26-Jährige Paul Hindesmiths Sonate für Viola und Klavier auf derartig beeindruckende Weise, dass jedem der etwa 170 Gäste augenblicklich klar wurde, warum die Wuppertalerin schon in jungen Jahren als musikalisches Wunderkind gehandelt wurde: Ihr Spiel war schlicht fabelhaft. Entsprechend frenetisch war der Applaus der Zuhörer, darunter die Schriftsteller Karl Otto Mühl und Hermann Schulz, Anna Tykwer, Gedok-Vorsitzende Christa Müller-Schlegel und Hausherr Gerhard Finckh.

In den Mittelpunkt seiner Laudatio auf den 1944 in Breslau geborenen Schriftsteller rückte Wilfried Halder, Direktor des Gehart Hauptmann Hauses in Düsseldorf, dessen Roman "Die Reise nach Samosch". Exemplarisch zeigt er, wie der Autor sich gegen Stereotypen wie "die Deutschen" oder "die Polen" und Klischeehaftes wendet. Mit diesem Buch habe Zeller seinen Stil zur Perfektion gebracht und beweise "sprachliche wie kompositorische Raffinesse".

"Bei so viel Zuspruch ist es schwer, die Fassung zu bewahren", dankte der bejubelte Autor und beschrieb seine Gefühle, die dieser Preis bei ihm auslöste. "Es ist ein Moment der hellen Freude." Die Auszeichnung sei aber nicht allein für sein Tun wichtig, "der Preis trifft mich auch als Bürger dieser Stadt. Ab heute kommen die Stadt und ich nicht mehr voneinander los."

Während der Germanist eine ungewöhnliche Liebeserklärung machte, ist die von ihrem Laudator Josef Anton Scherrer, Hochschule für Musik Köln, als "beeindruckende Musikerin" gelobte Bratschistin gerade auf dem Sprung, Wuppertal zu verlassen. Pünktlich zu ihrem 27. Geburtstag im Februar tritt sie die Stelle als erste Bratschistin im Gewandhausorchester zu Leipzig an.

"Es ist für mich eine Riesenehre, in meiner Heimatstadt diesen Preis zu bekommen", erklärte die Ausnahmemusikerin. Zum Abschluss der Festveranstaltung las Ingeborg Wolff, Ehrenmitglied der Bühnen, Zeller-Lyrik, darunter "Wanderer, kommst Du nach W.", einer unnachahmlichen Liebeserklärung ans Tal.

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