59 Wuppertaler geben Führerschein ab

Eine Folge: Die Zahl der Unfälle mit Senioren sinken. Manfred Arnhold (73) verzichtet zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen auf seine Fahrerlaubnis.

59 Wuppertaler geben Führerschein ab
Foto: Stefan Fries

59 Autofahrer haben im vergangenen Jahr freiwillig auf ihren Führerschein verzichtet — in Teilen oder auch ganz. Der Grund: gesundheitliche Einschränkungen, wegen denen sie sich laut Straßenverkehrsamt im Straßenverkehr nicht mehr sicher fühlten. 2016 waren es sogar 80 Personen, die sich zu diesem Schritt entschlossen haben.

Einer von ihnen ist Manfred Arnhold: Der 73-Jährige entschied 2017, dass er sich nach mehr als 50 Jahren am Steuer nicht mehr in der Lage fühlt, sein Auto sicher durch den Straßenverkehr zu lenken. „Ich hatte Angst, einen Unfall zu bauen oder jemanden umzufahren“, gibt er zu.

Es war ein schleichender Prozess. Zunächst erkrankte Arnhold vor einigen Jahren am Grauen Star, eine Augenkrankheit, die ihn vor allem bei tiefstehender Sonne massiv beeinträchtigte. Dann sorgte ein Erlebnis bei laufender Fahrt endgültig für ein Umdenken. „Als ich während der Winterzeit mit meinem Auto unterwegs war, musste ich plötzlich rechts ranfahren, weil mich die Sonne stark geblendet hat. Ich konnte gar nichts mehr sehen. Das war der Schlüsselmoment für mich“, erinnert er sich.

Nichtsdestotrotz tat sich der ehemalige Berufskraftfahrer mit einer endgültigen Entscheidung schwer. „Ich habe zwei, drei Monate darüber nachgedacht, Vor- und Nachteile abgewägt und parallel ausprobiert, wie es ist, ohne Auto zu leben“, erzählt er. Zu seiner eigenen Überraschung kam er mit der Umstellung ganz gut zurecht, so dass er sich im Januar 2017 dazu entschloss, zur Polizei zu gehen. „Die Abgabe verlief dort relativ unkompliziert“, resümiert Arnhold. „Ich musste damals nur ein Formular unterschreiben. Zudem habe ich freiwillig eine Erklärung abgeben, warum ich den Führerschein abgeben möchte.“

Kein gewöhnlicher Vorgang. „Im Regelfall erhalten wir über die Polizei Kenntnis von Umständen, die die Kraftfahreignung eines Betroffenen einschränken“, erklärt Jens Birkenstock vom Straßenverkehrsamt. Dazu gehören besondere Verkehrsereignisse, wie etwa Unfälle und Fahrfehler, oder es liegt ein besorgniserregender Eindruck (zum Beispiel eingeschränkte Motorik oder Sehschwäche) vor.

Trifft ein solcher Fall zu, ist die Fahrerlaubnisbehörde dazu angehalten, die Kraftfahreignung zu überprüfen. „In der Regel suchen wir zunächst das Gespräch mit den Betroffenen, um einen persönlichen Eindruck zu gewinnen“, erläutert Birkenstock. „Je nach Schwere der Einschränkung werden dann Folgemaßnahmen vorgenommen.“ Dies kann von der Vorlage ärztlicher Atteste bis hin zu einer Gesamtbegutachtung durch einen Verkehrsmediziner reichen. Fällt dieser negativ aus, ist der Führerschein weg.

Birkenstock weiß um die Sensibilität dieses Themas. „Der Verlust des Führerscheins stellt besonders für Senioren oft einen massiven Einschnitt in die persönliche Fortbewegungsfreiheit dar“, sagt er. „Dessen sind wir uns bewusst und versuchen daher auch im Gespräch, den Blick auf alternative Fortbewegungsmöglichkeiten zu lenken.“

Arnhold hat bereits eine Alternative für sich entdeckt. „Taxifahrer sind meine Freunde geworden“, sagt er lachend. Meistens nutzt der 73-Jährige den Fahrdienst auf dem Rückweg vom Einkaufen. Für ihn steht fest, dass er für sich die richtige Entscheidung getroffen hat. Zugleich möchte er anderen Betroffenen Mut zusprechen. „Es ist keine Schande. Ich habe es ja selbst miterlebt.“

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